Es wäre so einfach, sich gesund zu ernähren - und dabei gleichzeitig auch für mehr Verteilungsgerechtigkeit in der Welt zu sorgen.
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Wir kennen sie oder wir sollten sie kennen: die Ernährungspyramide. Sie zeigt auf, was der Mensch zur gesunden Ernährung eigentlich bräuchte. Unsere Nahrung sollte zu etwa 50 Prozent aus Kohlehydraten bestehen, zu etwa 30 Prozent aus Fett und zu 20 Prozent aus Eiweiß. Mineralien und Vitamine sind in den Früchten der Erde beinhaltet. Und zum Trinken hat uns die Erde Wasser bereitgestellt. So einfach ist das. So einfach wäre das.
Doch wir haben es vergessen und verdrängt. Wir fragen gar nicht mehr, was wir bräuchten, sondern was wir wollen. Und wenn wir es wollen, holen wir es uns mit allen Mitteln aus allen Ländern, koste es, was es wolle. Wir fragen nicht, ob die Natur es überhaupt entbehren kann oder ob es zum Fortbestand erhalten bleiben sollte. Wir fragen nicht, was der Transport kostet oder welche Schäden er anrichtet. Wir fragen nicht, mit welchem Aufwand die Ernte in anderen Ländern für uns erfolgt.
Wir fragen nur danach, was wir wollen. Und wir übergeben anderen die Macht darüber, uns noch mehr einzureden, was wir alles mögen könnten oder verlangen könnten.
Kommen wir zurück zum Notwendigen: Kohlehydrate, Fett und Eiweiß.
Kohlehydrate in Form von Stärke und diversen Zuckern sind zum Beispiel in Kartoffeln, Getreiden und allen daraus hergestellten Waren enthalten. Zucker liefern die Früchte. Wir hätten von allem genug davon in unseren Ländern.
Eiweiß braucht vor allem der wachsende Mensch, daher wird empfohlen, dass man zwei- bis dreimal pro Woche Fleisch oder Fisch zu sich nimmt. Auch Milch und Milchprodukte bringen reichlich Eiweiß. Bei mäßigem Fleischkonsum könnten wir es uns leisten, mit Achtung vor den Tieren deren "Verarbeitung" würdiger zu gestalten. Das wäre dringendst nötig.
Fette haben wir in tierischen Produkten sowieso enthalten, und auch diverse Öle können wir im Inland selber herstellen.
Wenn ich also in den Supermarkt gehe und meinen Einkaufswagen dahin lenke, wo die für mich nötigen Dinge sind, dann habe ich zum Schluss eingepackt: Brot, Kartoffeln, Nudeln, Reis, Gemüse, Obst, ein bisschen Fleisch, ein bisschen Fisch, ein paar Eier, Milch und Milchprodukte, vielleicht auch ein bisschen Schokolade . . . So einfach wäre das.
Ich kann ohne aufzusehen vorbeigehen an der ganzen unübersehbaren Palette der Getränke, der abgepackten Wässer, der gesüßten Energiedrinks, der Alkoholika. Wozu das alles? Wasser gibt es aus der Leitung. Wie viele Menschen auf der Welt würden sich danach sehnen!
Ich kann vorbeigehen an so vielen Paletten mit überflüssigen Dingen, dass ich hinterfrage, wozu so ein riesiger Markt eigentlich nötig ist. Er ist auch nicht nötig.
Natürlich genieße ich gutes Essen und gönne das auch jedem Mitmenschen. Essen ist gut, kochen ist gut, genießen ist gut. Aber Maß halten ist auch gut. Nie aufhören, selber zu denken! Nie aufhören, die Würde der Kreatur, der Natur zu schätzen und sich dementsprechend zu verhalten.
Das sage ich mir vor. Und darum bin ich schnell fertig mit meinem Einkauf. Guten Appetit!