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Was die große Welt von uns erfährt

Von Herbert Kaspar

Analysen
Der Autor war Ressortleiter für Volkswirtschaft, Marketing in einer Wiener Großbank und ist Herausgeber der CV-Zeitschrift "Academia".

Mit zwei Meldungen hat es unser Land heuer geschafft, auch in der internationalen Boulevardpresse durchzudringen. Das eine war der spektakuläre Fall Natascha Kampusch. Den zweiten Anlass bescherte uns "Councilwoman" Grete Laska mit ihrem Nikolo-Verbot für Wiens Städtische Kindergärten.


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Die köstliche Posse, die weltweit wieder einmal mitgeholfen hat, unseren zweifelhaften Ruf als "seltsames Völkchen" zu festigen, wurde allerdings von den heimischen Medien durchaus unterschiedlich rezipiert. Nach einer APA-Meldung vom 28. November stürzte sich vor allem "Österreich" mit Vehemenz auf dieses Thema, zitierte Laska ausgiebig sowie auch den bekannten Kinder-Psychiater Max Friedrich, der dieses Verbot als "blanken Unsinn" bezeichnete und meinte: "Unserer Kultur kommt damit etwas abhanden, offensichtlich ist hier die Politik wichtiger als Werte".

In "Standard" und "Presse" waren am 29. November diesem Thema nur kleine Meldungen gewidmet, auch der "Krone" war das nur eine kleine Notiz wert, die eher um "Verständnis" für diese Maßnahme warb. "Kleine Zeitung" und "Kurier" brachten das Thema groß; "Salzburger Nachrichten", "Oberösterreichische Nachrichten" oder "Vorarlberger Nachrichten" zeigten anfangs für dieses Wiener Thema kein Interesse.

Besonders interessant die zögerliche Reaktion von "Heute", der Rathaus-nahen Gratis-Postille, die normalerweise Meldungen der Wiener Stadträte besonders ausführlich transportiert. Wahrscheinlich hat sich dort ein kluger Kopf gedacht, dass sich diese Laska-Idee wohl als der Rohrkrepierer erweisen würde, als der sie sich dann auch wirklich herausstellte. "Heute" war das Thema zunächst nur eine kleine Notiz wert ("Nikolo-Verbot sorgt für Wirbel"), in der eher Pro-Stimmen für den Nikolaus zitiert werden. Den journalistischen Entlastungsangriff für die Frau Stadtrat brachte dann Eva Deissen erst am Freitag, den 1. Dezember in ihrer "Heute"-Kolumne, in der sie unter anderem treuherzig meinte: "Die gute Frau wollte ja nicht den beliebten Nikolaus an sich mit Putz und Stingel ausrotten. Nur die Städtischen Kindergärten sollte er nicht zwangsbeglücken." (Die zahlreichen Zwangsbeglückungen des Wiener Magistrats, denen die Wiener täglich ausgesetzt sind, thematisiert Frau Deissen allerdings nicht.)

"Voller Erfolg für Österreich'" konnte das gleichnamige Blatt schon am 30. November triumphieren und über Grete Laskas krampfhaftes Zurückrudern jubeln. Auch andere Zeitungen berichteten nunmehr ausführlicher mit durchaus Nikolo-freundlicher Tendenz. Pikantes Detail am Rande: Während die Frau Stadtrat versuchte, den Nikolo aus den Kindergärten zu verbannen, feierte die städtische "Wien Energie" ein großes Adventfest samt einer "Nikolausfeier mit Kindergeschenken".

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Ein zweiter "Aufreger" der gleichen Woche war die Forderung der steiermärkischen sozialistischen Jugend, ein Verbot von Mensuren zu erwirken, um vor allem Minderjährige zu schützen. Dabei gelang es zum Beispiel dem "Standard" ein richtiges Bild für seinen diesbezüglichen Beitrag zu finden: Einen zackigen Burschenschafter mit schwarz-rot-goldenem Band, wie es viele österreichische Burschenschaften tragen, um damit ihre Verbundenheit zum Deutschtum zu unterstreichen.

"Österreich" nahm es mit der Bebilderung seines diesbezüglichen Beitrags nicht so genau und brachte zwei Chargierte mit rot-weiß-roten (!) Schärpen. Diese Farben sollten gerade für einen Redakteur eines Bllattes namens "Österreich"-ein Hinweis sein, dass es sich nur um den katholischen, nicht-schlagenden und fest zu Österreich stehenden Mittelschüler-Kartellverband handeln kann, der konträr zur Ideologie der Deutschnationalen steht.