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Einen "Goldfuß" nennt ihn Rapid- Trainer Dietmar Kühbauer, nur ein Kompliment ist das für Yusuf Demir schon lang nicht mehr. Das hat weniger mit seinem Talent als mit seiner Stellung im Kader von Rapid zu tun. Denn obwohl der 17-Jährige sein Team schon öfters aus der Patsche geholfen hat, hält der Coach an ihm als Joker fest. Das wird nicht lange gutgehen, zumal spätestens nach Demirs Auftritt am Wochenende, als er in der 90. Minute zum 1:0- Sieg über Ried traf, konstatiert werden muss, dass dieser Mann mehr kann als Troubleshooting. Er hat nicht nur Rapid Wien drei Punkte gerettet, sondern darüber hinaus dafür gesorgt, dass das Rennen um die Tabellenspitze mit Meister Salzburg eng bleibt.
Dass Demir just in der 75. Minute eingewechselt wurde, also genau zu dem Zeitpunkt, wo gewöhnlich die Anhänger die traditionelle Rapid-Viertelstunde einklatschen, kommt als besondere Pointe noch hinzu, zumal den Wienern das Fehlen der Fans nicht zu schaden scheint. Mit zwölf Siegen, vier Remis und drei Niederlagen in der laufenden Saison stehen sie kurz vor der Halbzeit besser da als in den Vorjahren. Außerdem scheint im Team die allgemeine Stimmung viel optimistischer und gelöster zu sein. Man kann dies auf verbessertes Training, klügere Taktik oder Talente wie Demir zurückführen - oder eben auf den Umstand, dass die nicht gerade für ihre Zimperlichkeit bekannten Ultras ausnahmsweise nicht für Irritationen und Strafen sorgen.
Das bedeutet freilich nicht, dass Kühbauer, Demir und Co. nicht auf die Fangemeinschaft - die mit Abstand die größte im Land ist - angewiesen wären. Und natürlich soll der Klub so bald wie möglich wieder vor vollem Haus spielen. Bis es aber so weit ist, tut Rapid gut daran, aus den Erfahrungen dieser Pandemie zu lernen. Etwa, dass man Kicker wie Demir auch mal öfter spielen lassen sollte. Und dass Fans nicht alles sind.