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Jetzt hat zwei Tage hintereinander eine Frau einen Nobelpreis bekommen. Jeweils mit zwei männlichen Kollegen geteilt. Aber dennoch. Noch dazu entsprechen die Disziplinen, in denen das geschehen ist, so gar nicht den klischeehaft weiblichen Gebieten wie Literatur oder Frieden: Ausgezeichnet wurden eine Physikerin und eine Biochemikerin. Die erste journalistische - und auch weiblich solidarische - Reaktion darauf: Sensation! Ruft es laut hinaus in alle Welt! Frauen und Männer sind einander auch in vermeintlichen Männer-Domänen ebenbürtig. Es lässt sich nicht mehr leugnen. Jetzt auch mit Nobelpreis-Siegel bezeugt.
Doch was sagt dieser Freudenschrei aus über den Stand der Gleichstellung? Bestätigt der Jubel über eine Sensation nicht gerade, dass eine derartige Auszeichnung nicht der Norm entspricht? Untergräbt ein Hervorstreichen nicht noch den Charakter der Ausnahme? Wäre es nicht konstruktiver, diese Tatsache nicht zu kommentieren? Weil es selbstverständlich ist, dass Frauen herausragende Naturwissenschafterinnen sind.
Der Weg aus dem ewigen Jammertal der systematischen Diskriminierung ist ein schwerer. Erst wenn man Dinge nicht mehr betonen muss, sind sie gelebte Selbstverständlichkeit geworden. Die Hoffnung dafür liegt in der nächsten Generation. Und sie keimt zum Beispiel in einem Sechsjährigen, der bewundernd von der österreichischen Fußball-Nationalmannschaft spricht. Wie toll die spielen! Und wenn man erst nach und nach verwundert begreift, dass es - was denn sonst? - um die Frauenmannschaft ging.