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Was eine reale Kürzung von Forschungsmitteln bedeutet

Von Ulrike Famira-Mühlberger

Gastkommentare
Ulrike Famira-Mühlberger ist stellvertretende Leiterin des Wirtschaftsforschungsinstituts.

Universitäten und die Wissenschaft zählen zu den wichtigsten wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Pfeilern.


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Durch die steigenden Energiekosten und generell durch die aktuelle Inflation geraten - wie viele andere Institutionen - auch Universitäten unter großen Druck. Die Rektorin der TU Wien, eine Universität mit besonders hohen Energiekosten aufgrund ihrer Ausrichtung, rechnet beispielsweise mit einem finanziellen Mehraufwand von rund 175 Millionen Euro, was aber laut den bisherigen Plänen des Wissenschaftsministeriums nur zu knapp einem Drittel abgedeckt werden soll.

Damit steuert die TU in den nächsten Jahren auf eine Zahlungsunfähigkeit zu, die sie aus eigener Kraft nicht mehr bewältigen kann, so die Rektorin. An der Universität Wien gibt es einen Personalaufnahmestopp, auch die TU besetzt nur die nötigsten Stellen nach. Dazu kommt: Auch dem Wissenschaftsfonds FWF fehlen Mittel und deshalb werden Programme ausgesetzt. Das sind keine guten Nachrichten für den Wissenschaftsstandort Österreich. Und auch keine guten Nachrichten für die österreichische Volkswirtschaft, denn die Universitäten und die Wissenschaft generell zählen zu den wichtigsten wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Pfeilern, wie eine kürzliche Wifo-Studie meiner Kollegen Jürgen Janger und Gerhard Streicher anschaulich gezeigt hat. Wissen ist der wichtigste Produktionsfaktor der kleinen offenen Volkswirtschaft Österreich und zentral für den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit.

Die Daten zeigen, dass die Arbeitsmarktperformance von Hochschulabsolventinnen und -absolventen überdurchschnittlich ist, mit dem Effekt von hohen finanziellen Nettoerträgen für den österreichischen Staat: höhere Steuereinnahmen, aber niedrigere Ausgaben etwa für Arbeitslosenunterstützungen. In Summe ergibt sich für den Staat eine stattliche Ertragsrate zwischen 5 und gut 7 Prozent, also wesentlich über jener von Bundesanleihen.

Universitäre Ausbildung und Forschung haben eine zentrale Rolle für Innovationen: Wir wissen, dass Unternehmen, die mit Hochschulen kooperieren eine höhere Innovationsfähigkeit aufweisen. Internationale Forschungsergebnisse zeigen, dass universitäre Leistungen einer der wichtigsten Faktoren bei Standortentscheidungen forschungsaktiver Unternehmen sind. Universitäten haben auch wirtschaftliche Effekte durch ihre Ausgaben im Bereich von Personal oder Sachaufwand und kreieren Wertschöpfungs-, Beschäftigungs- und Steuereffekte.

Die oben erwähnte Studie zeigt, dass mit den Umsatzerlösen der Universitäten von 4,5 Milliarden Euro im Jahr 2020 Wertschöpfungseffekte im Ausmaß von 7 Milliarden Euro sowie Steuern und Abgaben von 3,5 Milliarden Euro verbunden waren. Die universitäre Forschung und Lehre trägt rund 10 Prozent des jährlichen Wachstums des realen Bruttoinlandprodukts. Berechnungen zeigen, dass öffentliche Investitionen in Universitäten schon in relativ kurzer Frist von drei bis fünf Jahren positive Erträge für den Staat bringen, die langfristig noch größer werden. Eine reale Mittelkürzung für Forschung, wie sie im Raum steht, reduziert also Wachstumschancen in der Zukunft.

Eine visuelle Aufarbeitung der Studienergebnisse finden Sie unter https://data-science.wifo.ac.at/effekte-universitaeten.

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