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Was Fußball vom Snooker trennt

Von Simon Rosner

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In Sheffield findet dieser Tage die WM im Snooker statt. Es ist eine Billard-Variante, bei der sich die Spieler vor jedem Stoß die grundlegende Frage stellen müssen: offensiv oder defensiv? Entweder versuchen sie, eine Kugel einzulochen, um damit Punkte zu sammeln. Oder sie versuchen den Spielball so zu platzieren, dass der Gegner keine Möglichkeit hat, einen gültigen Stoß zu machen.

Der Fußball funktioniert nicht unähnlich. Im Prinzip stehen die Trainer vor jedem Spiel vor der Frage, wie sie ihre Mannschaft ausrichten sollen. Offensiv oder defensiv? Doch im Gegensatz zum Snooker schaffen es Fußballmannschaften fast nie, permanent zwischen diesen grundsätzlichen Spielideen zu switchen. Wenn Mannschaften mit offensiver Ausrichtung aufgrund des Spielverlaufs auf einmal defensiv agieren müssen, tun sie das meist viel schlechter, als sie es eigentlich könnten. Umgekehrt ist es ähnlich. Wer defensiv beginnt, doch irgendwann einen Rückstand aufholen muss, ergreift meist untaugliche Mittel.

Jene Klubs, die sich in dieser Woche um den Einzug in die Europacup-Finalspiele matchen, haben zwar bewiesen, dass sie in dieser Hinsicht große Qualitäten haben. Doch selbst Real Madrid hat im Hinspiel gegen die Bayern erlebt, wie schwer es ist, seine Grundausrichtung während eines Spiels zu verändern. Am Ende hat Real die mannschaftliche Balance verloren und ein spätes Tor kassiert. Das knappe 2:1 mit extremer Defensive zu verteidigen, ist für die Bayern daher auch nicht ratsam. Denn was, wenn Real trifft?