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Was Hirscher zu verlieren hat

Von Christian Mayr

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Am 19. März wird Marcel Hirscher in Aspen die große Kristallkugel für den Gewinn des Gesamtweltcups entgegennehmen. Dieser Satz ist Faktum, es gibt keine Alternative. Denn die Chancen der Konkurrenten immer noch als theoretisch zu bezeichnen, ist blanker Unsinn - bestenfalls sind sie hypothetischer Natur. Denn der 27-jährige Salzburger liegt aktuell 432 Punkte vor Henrik Kristoffersen und Alexis Pinturault. Da heuer nur noch vier Technikbewerbe (je ein Slalom und ein Riesentorlauf in Kranjska Gora und Aspen) anstehen, und es für jeden Sieg 100Punkte gibt, kann sich das für die beiden Technikspezialisten schwer ausgehen. Nämlich gar nicht mehr. Auch für Speed-Ass Kjetil Jansrud als Gesamtvierten ist der Kristall-Zug für heuer bereits abgefahren: Er hat zwar noch fünf Rennen vor sich (zwei Abfahrten, ein Super G in Kvitfjell; Abfahrt und Super G in Aspen), bei 600 Punkten Rückstand würden aber lauter Siege auch nichts nützen. Einzig Pinturault könnte in den Super Gs noch punkten und so vielleicht 32 Zähler zusätzlich zusammenkratzen, dann dürfte Hirscher aber auch keinen einzigen Punkt mehr ergattern - müsste sich also entweder schwer verletzen oder immer ausscheiden. Das Rennen um Kristall ist daher gelaufen. Das weiß keiner besser als Hirscher, der jedoch einen Teufel tut, schon jetzt eine der unzähligen Gratulations-Hände anzunehmen. Erstens, weil es respektlos wäre; zweitens, weil er ganz genau weiß, dass nichts mehr die Spannung nehmen würde, als frühzeitig erreichte Saisonziele. Vor dem Saisonhöhepunkt namens Ski-WM wäre das Gift für den Superathleten, der immer bis zum letzten Rennen um das letzte Hundertstel kämpfen will. Die Illusion, noch nichts gewonnen zu haben, war für Hirscher immer die größte Motivation zum Siegen.