Wirtschaftsanwalt Robin Lumsden über sichere Arbeitsplätze und verbesserte Rahmenbedingungen.
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Wien. "Startup" ist ein wirtschaftsgeschichtlich recht neuer Begriff, der ein junges Unternehmen beschreibt, das durch zwei Besonderheiten gekennzeichnet wird: Es hat eine innovative Geschäftsidee beziehungsweise Problemlösung, und es wird mit dem Ziel gegründet, schnell zu wachsen und einen hohen Wert zu erreichen. Das jedenfalls meint Wikipedia dazu.
Was bedeutet das für unsere Gesellschaft? So sicher wir uns sein können, dass es für eine prosperierende und sozial gerechte Volkswirtschaft keine einfachen Patentrezepte gibt, so gibt es doch unstrittige Faktoren, die dafür absolut unverzichtbar sind. Gerade in Zeiten großer Transformationen sind konkrete Prognosen besonders schwer. Was wir mit Sicherheit wissen: Wir brauchen möglichst viele sichere Arbeitsplätze mit hoher Wertschöpfung.
Auch wenn man sich über alle politischen und ideologischen Grenzen hinweg über diesen Sachverhalt einig sein kann, bleibt es bis hierher nicht mehr als eine Binsenweisheit, vielmehr interessiert, wie das heute noch möglich sein kann. Traditionelle Konjunktur- und Beschäftigungsprogramme zeigen immer weniger Wirkung, und auch an der Entwicklung am Finanzmarkt, können diese Unsicherheiten deutlich abgelesen werden. Unternehmen mit wenig Innovationskraft inklusive der gut etablierten Prime-Market-Unternehmen erreichen selbst in Hausse-Phasen, schon lange nicht mehr ihre jeweiligen Höchststände, während innovative Technologiewerte kontinuierlich boomen.
Innovative Betriebeals Vorbilder
In einem wirtschaftlich globalisierten Umfeld, in dem Österreich als Hochpreisland kostenseitig wohl nur schwer punkten kann, braucht es daher dringend mehr Unternehmen, die die anfangs genannten Kriterien erfüllen. Es gibt hierzulande bereits sehr viele Betriebe, die in dieser Hinsicht vorbildlich aufgestellt sind. Diese hochspezialisierten Unternehmen haben auch während der globalen Finanzkrise sehr viel dazu beigetragen, dass Österreich vergleichsweise glimpflich durch diese schwere Zeit gekommen ist.
Sowohl in Hinblick auf potenzielle Gründer als auch auf potenzielle Investoren kann man eine rasant zunehmende Bereitschaft erkennen. Auf Seite der Gründer handelt es sich verstärkt um junge, hochqualifizierte Menschen, während als Investoren eher Leute, die am Höhepunkt ihrer Karriere sind oder diesen schon hinter sich haben, angesprochen sind. Darüber hinaus gilt es, besonders auch qualifizierte, zuwanderungswillige Menschen in aller Welt, sowohl als potenzielle Gründer als auch künftige Mitarbeiter dieser Unternehmen anzusprechen.
Bei den Rahmenbedingungen zeigen sich bereits begrüßenswerte Ansätze, die in jüngster Vergangenheit durch Reformen der Bundesregierung eingeleitet wurden, wie etwa die Herabsetzung der Grenze für die strenge Prospektpflicht. Das Alternativfinanzierungsgesetz (AltFG) scheint ein sehr geeignetes Instrument zu sein, um gleichzeitig Investitionen zu erleichtern und trotzdem eine klare rechtliche Basis für Investoren zu bieten.
Aber auch das beste Gesetz schützt nicht vor Verlusten. Eine fundierte strategische Planung ist unverzichtbar, die tatsächlichen Absatzchancen, aber auch die geeignete Gesellschaftsform und ein klares Vertragsverhältnis zwischen den Gesellschaftern müssen präzise zu Papier gebracht werden. Die Erfahrung zeigt, dass gerade diese Aspekte für den Erfolg besonders bedeutsam sind. Es ist dringend erforderlich, entsprechende Expertise einzuholen und langfristige Entwicklungsszenarien abzuklären. Eine deutliche Straffung der Qualitätssicherung in der Gründungsphase würde die Investitionsbereitschaft steigern und die Legitimation für steuerliche Entlastungen erhöhen.
Mehr Risikokapital bereitstellen
Womit wir beim lieben Geld wären. Österreich liegt bei der Bereitstellung von Venture Capital noch immer auf einem der hinteren Plätze. Trotz erster Erfolge der Kombination aus Crowdinvesting und Startup, welche durch die breite Streuung der Investoren dem doch hohen Risiko perfekt Rechnung trägt, wird es ohne einen verstärkten institutionellen Ansatz wohl schwer werden. Offene Venture Capital Fonds, deren Erträge ähnlich der allseits bekannten Wohnbauanleihen KeSt-begünstigt wären, könnten in diesem Bereich die gewünschte Dynamik bringen.
Zum Autor
Robin
Lumsden
studierte Jus in Wien und Berkeley/USA. Er ist als Wirtschaftsanwalt in Wien und New York tätig und Generalkonsul von Jamaika in Österreich. Lumsden and Partners