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Die großen Reformbrocken stehen im Herbst an, dementsprechend ruhig lässt es die Regierung in die Sommerpause ausklingen. Noch eine erwartbare Einigung auf Transparenzdatenbank und Mindestsicherung, mit diesem Arbeitsnachweis beginnt die Regierung den Sommer.
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Erstaunliches tut sich dagegen am Arbeitsmarkt, die Zahl der Beschäftigten wächst rasant. Allerdings lohnt ein zweiter Blick auf die gute Entwicklung: Der Großteil der neuen Jobs entfällt auf Pflege und Erziehung, dort stecken viele Teilzeitjobs drinnen. Die Industrie wiederum weicht immer stärker auf Zeitarbeitskräfte aus. Die gute Exportkonjunktur beschert vielen Unternehmen steigende Auftragszahlen. Allerdings scheinen sie dem Frieden nicht recht zu trauen, Leiharbeitskräfte können Knall auf Fall wieder abgebaut werden.
Immer mehr Beschäftigte arbeiten also in sogenannten "atypischen Beschäftigungsformen" - so viele, dass eigentlich gar nicht mehr von atypisch gesprochen werden kann.
Diese Entwicklung ist vorerst einmal ein Fall für die Sozialpartner, die sich die Frage stellen müssen, wie steigende Flexibilität am Arbeitsmarkt und Konsumentenvertrauen unter einen Hut gebracht werden können. Wer wenig verdient, oder gefährdet ist, rasch arbeitslos zu werden, wird vermutlich eher sparen als Geld ausgeben.
Doch das Thema sollte auch die Regierung im Sommer begleiten. Sie muss sich die Frage stellen, ob ein auseinanderdriftender Arbeitsmarkt erwünscht ist. Auf der einen Seite stehen da in sicheren Jobs verankerte öffentlich Bedienstete, die gar nicht schlecht verdienen. Auf der anderen Seite immer mehr Menschen, die in "atypischen" Jobs jene Flexibilität aufbringen, die der Markt verlangt.
Diese Entwicklung kann wohl von keiner der Regierungsparteien erwünscht sein, aber bisher war wenig zu hören, wie dies in richtige Bahnen gelenkt werden könnte. Einer der Gründe dafür liegt wohl daran, dass es national kaum in den Griff zu bekommen ist. Ohne eine EU-weit harmonisierte Arbeitsmarktpolitik wird immer der gewinnen, der die Lohnstückkosten am stärksten senken kann. Ob dies ein dauerhaftes Konzept ist, muss hinterfragt werden. Auch für die Politik gilt: Atypische Lösungen wären gefragt - auch im Sommer.