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Was Karajan dazu wohl gesagt hätte

Von Christina Böck

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Dieser Tage erreichte die Redaktion eine Nachricht mit dem Betreff: "Einladung zum Genderkonzert Herbert Karajan". Ja, was hätte der wohl dazu gesagt, dachte man sich kurz, wappnete sich für allerlei Binnen-Is im Nachrichtentext und nahm vor allem erstaunt zur Kenntnis, dass es wirklich für alles ein Publikum gibt. Vielleicht tritt dort ja auch Conchita Wurst auf? Und noch einmal: Was Karajan dazu wohl gesagt hätte? Bis man noch einmal genau hinschaute und las, dass es sich doch nur um ein "Gedenkkonzert" handelt. Fast machte sich Enttäuschung breit. Typisch bornierte Klassikwelt! Alles in eingefahrenen Rollenmodellen, keinerlei Öffnung für Neues!

Aber Gott sei Dank gibt es weltoffene und progressive Veranstaltungen wie Misswahlen. Die Schlacht um die Miss Vienna ist zwar schon geschlagen. Aber die Hoffnung lebt noch für die Finalistinnen der Miss Online - sie können noch in das Rennen um die begehrte, nun ja, Schärpe der Miss Austria einsteigen. Mit dabei ist diesmal Miss Uschi Monroe - ein Transvestit. Und das ist gut so. Gleichberechtigung sollte nicht Halt machen vor selbstgewählter Demütigung bei einer Fleischbeschau vor total selbstlos und nüchtern wertenden Juroren.

Aber vielleicht ist ja Miss Uschi Monroe ein Kunstprojekt, das die Wahl mit Mitteln des Metadiskurses infiltriert und bloßstellen will? Genauso wie Conchita Wurst nur zum Songcontest fährt, um dort ein satirisches Zeichen für Toleranz zu setzen? Und nicht etwa, weil sie sich als Kuriosum die größtmögliche Publicity für ihre persönliche Karriere erhofft? Genau.