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Was macht Schulen effizient?

Von Heiner Boberski

Politik

Bezahlung nach Leistung fördert Lehrer und Schüler. | Schüler an Privatschulen haben halbes Jahr Vorsprung. | Wien/München. Während hierzulande nach wie vor Schlagworte wie Gesamtschule oder Ganztagsschule die bildungspolitische Debatte prägen, hat der deutsche Bildungsökonom Ludger Wößmann den Finger auf andere Stellen des Bildungssystems - des deutschen wie des österreichischen - gelegt. Im "ifo-Schnelldienst", den das Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München herausgibt, fasst er seine Erkenntnisse aus der Auswertung verschiedener internationaler Schülertests - Pisa, Timss und Iglu - zusammen. Auf dieser Basis fordert Wößmann vor allem drei Reformschritte im Schulsystem: externe Prüfungen, Schulautonomie und Wettbewerb.


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Dabei lehnt Wößmann pauschale Forderungen nach höheren Bildungsausgaben ab. Doch die heutigen Strukturen seien ineffizient. Gerade die internationalen Schülertests zeigen, worauf es ankommt. Schüler schneiden dann besser ab, wenn deren Leistungsstandards extern überprüft werden, wenn Schulen vor allem in Prozess- und Personalentscheidungen autonom sind und es einen Wettbewerb von privat geleiteten, aber öffentlich finanzierten Schulen gibt.

Für Wößmann baut ein effizientes Schulsystem auf drei Säulen auf. Als erstes überprüft es vorgegebene Standards extern und überlässt es gleichzeitig den Schulen, auf welchem Wege sie diese Standards am besten erreichen können. Im Detail zeigt Wößmann, dass der Leistungsunterschied von Schülern in Ländern mit und ohne externe Abschlussprüfungen fast ein Jahr beträgt. Der Lehrer wird zum Verbündeten des Schülers und ist gezwungen, sich mehr anzustrengen: "Der Lehrer muss der Klasse den gesamten Stoff wirklich beibringen, wenn eine externe Prüfung am Jahresende steht."

Anreize, die schulische Leistungen fördern

Besonders wirkungsvoll, so Wößmann, sei es, wenn der Staat die Schulbildung finanziert, die Aufgabe der Leitung der Schule aber dem privaten Sektor überträgt, da die Kombination von privater Schulleitung mit öffentlicher Finanzierung am meisten Wahlfreiheit und Wettbewerb und damit die besten Schülerleistungen bringt. Solche institutionellen Rahmenbedingungen schaffen Anreize für alle Beteiligten, möglichst gute Schülerleistungen hervorzurufen, indem sie leistungsförderndes und -hinderndes Verhalten mit entsprechenden Konsequenzen verbinden und damit die Beteiligten für ihr Tun selbst verantwortlich machen.

Daneben kann auch ein Belohnungssystem eingeführt werden, das allen zugute kommt: Wenn sich die Bezahlung der Lehrer nach der Leistungssteigerung richtet, werden auch die Schüler besser.

Auch bei der größeren Autonomie der Schulen gibt es klare Grenzen. Die Auswahl der Lehrbücher und der Lehrer stehen in einem positiven Zusammenhang zur Leistung der Schüler. Die Festlegung des Budgets dagegen nicht. Aus diesem Grund sollten Budgetrahmen und Lehrstandards vorgegeben werden.

Als dritter Reformschritt sollte verstärkter Wettbewerb zwischen privaten und öffentlichen Schulen zugelassen werden. Der Leistungsvorsprung von Schülern an privat geleiteten Schulen betrage mehr als ein halbes Schuljahr.

Privat geleitet bedeutet nicht unbedingt privat finanziert. In den Pisa-Studien schneiden Länder wie die Niederlande, die einen hohen Anteil von Schulen in privater Trägerschaft mit einem hohen Anteil öffentlicher Finanzierung verbinden, besonders gut ab.

Wößmanns fundierte Forschungen laufen darauf hinaus, dass die Schulpolitik weniger eine Ausweitung der Ressourcenausstattung im bisherigen System im Auge haben, sondern eine leistungsfördernde Veränderung der institutionellen Struktur des Schulsystems betreiben sollte.