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Was man nicht alles für den Olympia-Traum tut

Von Christian Mayr

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50,10 Sekunden Rückstand auf die Siegerin Tina Maze, 67. und letzter Platz: Dennoch war der olympische Riesentorlauf von Sotschi im Februar für Vanessa Mae ein Highlight in ihrem noch jungen Leben. So oft bekommt man als weltbekannte Künstlerin schließlich auch nicht die Möglichkeit, sich mit den weltbesten Athleten zu messen, schon gar nicht in einer für die thailändisch-britische Stargeigerin exotisch anmutenden Winterdisziplin. Als begeisterte Skifahrerin wollte Mae aber diesen olympischen Traum bedingungslos leben und einfach mal dabei sein - koste es, was es wolle. "Man muss im Leben manchmal Risiken eingehen, sonst macht es keinen Spaß", hatte sie vor den Spielen noch bedeutungsschwanger gemeint. Wie wir jetzt wissen, bestand dieses Risiko auch aus Betrug: Denn um in Russland überhaupt startberechtigt zu sein, kam es laut dem internationalen Ski-Verband FIS gleich bei vier Rennen in Slowenien zu Manipulationen: eine gar nicht anwesende, aber gewertete Teilnehmerin; eine gestürzte Athletin, die dennoch auf Rang zwei gefahren sein soll; zudem Schlechtwetter, das nie ein Rennen erlaubt hätte. Die Konsequenz: Mae wird für vier Jahre von allen FIS-Events ausgeschlossen, drei slowenische und ein italienischer Rennoffizieller wurden jeweils für ein Jahr gesperrt, der slowenische Rennchef fasste eine Zwei-Jahres-Sperre aus.

Verwunderlich ist daran aber auch, dass die FIS nicht gleich hellhörig und aktiv wurde. Oder ist es etwa üblich, binnen 24 Stunden vier Rennen und damit acht Durchgänge zu bestreiten? Das alles an einem Ort? Dass die Rennen einzig und allein für die Geigen-Millionärin organisiert wurden, hätte man längst vor Sotschi wissen können. Die Sperre mag Mae verkraften, ihr droht aber auch die Streichung aus den Olympia-Annalen. Dann war dabei sein doch nicht alles.