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Was man noch alles wissen könnte

Von Christina Böck

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Manches kann man in einem Brockhaus lange suchen. Zum Beispiel den Eintrag "Bauchnabelfussel". Nicht so auf Wikipedia. Das lässt einen nicht blöd sterben und erklärt gewandt: "Ein Bauchnabelfussel ist ein Fussel im Bauchnabel." Das ist jetzt natürlich polemisch, man erfährt bei dieser Lexikonperle durchaus auch Wissenswertes zum Themenbereich. Etwa, dass der Bauchnabelfussel blaugrau ist, weil das "der Durchschnitt der Farben der Fasern in der Kleidung" ist. Man lernt auch Graham Barker aus Australien kennen, der seit dem 17. Jänner 1984 beinahe jeden Tag seine Bauchnabelfussel gesammelt hat. "Er findet täglich etwa 3,03 mg."

Seit 15 Jahren gibt es Wikipedia nun. Das gute alte zigbändige Lexikon seufzt dazu aus dem Grabe. Was einst als Inbegriff des Bildungsbürgertums galt, wurde von der demokratisierten Wissensmaschine schneller abgelöst, als man Taumatawhakatangihangako-
auauotamateaturipukakapikimaungahoronukupokaiwhenuakitanatahu sagen kann (laut Wikipedia der Maori-Name eines 305 Meter hohen Hügels in Neuseeland).

Ein rauschendes Festchen sei den Wikipedianern jetzt natürlich gegönnt. Wiewohl man bei der Gelegenheit schon auch wieder einmal darauf hinweisen kann, dass zum Beispiel eine gedruckte Lexikon-Erklärung über Scientology nicht ständig von Scientology-Mitgliedern umgeschrieben werden kann. Aber dass sich da mitunter gefährliches Halbwissen zu einer Internetmacht zusammenballt, ist einem meistens recht wurscht, wenn man schnell wissen muss, was die Hommingberger Gepardenforelle ist. Kein Fisch übrigens.