Wünsche: Glaubwürdigkeit, mehr Zeit für Mitarbeiter und respektvoller Umgang.
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Wien. Was antworten Führungskräfte, wenn man sie nach ihren dringlichsten Wünschen fragt? Wollen sie höhere Gagen? Öfter mal Boni? Einen neuen Dienstwagen?
Weit gefehlt! Wenn sich Manager etwas für ihren Führungsalltag wünschen dürfen, dann kommen nicht materielle Begierden, sondern vor allem die sogenannten "weichen Faktoren" zum Zug. Dieses Bild zeichnet zumindest eine Umfrage, die Gudrun Happich, Führungskräfte-Coach und Gründerin des Kölner Galileo Instituts für Human Excellence, durchgeführt hat.
Individualisten und Charakterköpfe
Happich hat sich mit ihrem Unternehmen auf das Coaching von Leistungsträgern in den oberen Führungsebenen spezialisiert. Für ihre Umfrage hat sie 35 Manager, zum Großteil aus dem IT-Umfeld, zu ihren aktuellen Wünschen befragt. Die Antworten fielen generell sehr unterschiedlich aus. "Das überrascht nicht wirklich", kommentiert Gudrun Happich die Auswertung. "Leistungsträger sind Charakterköpfe mit den verschiedensten Werten und inneren Antreibern." Deshalb gebe es auch kein Patentrezept dafür, welche Anreize speziell für Führungskräfte geeignet sind. Wer im "War of Talents" seine Spitzenkräfte im Unternehmen halten will, müsse "an ganz unterschiedlichen Knöpfen drehen", weiß Happich. Einige Trends lassen sich aus der Umfrage aber trotzdem ablesen:
1. Wunsch: Mehr Zeit für die Mitarbeiter. Mehr als die Hälfte der Führungskräfte äußerte zumindest einen Wunsch, der die Mitarbeiter und das Team betraf. Während die einen mehr Zeit für die Mitarbeiter haben möchten, um diese mehr fördern und stärken zu können, steht bei anderen der Wunsch nach Spaß für sich selbst und das Team im Vordergrund. So deponierte ein Manager in der Befragung den Wunsch, täglich "mindestens einen lächelnden Mitarbeiter im Unternehmen anzutreffen". Insgesamt hätten die Befragten gern mehr Zeit und Freiraum für ihre Führungsaufgaben zur Verfügung.
2. Wunsch: Mehr Selbstbestimmtheit. Fast 40 Prozent der Umfrageteilnehmer würden gern an ihrer eigenen Kompetenz arbeiten, um künftig besser führen zu können. Sie haben außerdem den Wunsch nach mehr Freiraum zur Reflexion, nach mehr Selbstbestimmtheit und nach größerem Entscheidungsspielraum. Vereinzelt kam auch der Wunsch nach weniger Druck und Stress aufs Tapet.
3. Wunsch: Respektvoller Umgang. Ein knappes Drittel der Befragten äußerte den Wunsch nach mehr Respekt, Wertschätzung und transparenter Kommunikation. Auch Werte wie Glaubwürdigkeit und Offenheit stehen weit oben auf den Wunschzetteln der Befragten. Das geht einher mit dem Streben nach nachhaltigem Handeln auf allen Ebenen und langfristigem Erfolg. "Insgesamt haben Wünsche und Visionen einen hohen Stellenwert", resümiert Gudrun Happich. So sagen 94 Prozent der Befragten, dass Wünsche und Visionen unverzichtbar beziehungsweise wichtig sind. Happich: "Nur knapp sechs Prozent der Befragten halten Wünsche und Visionen für nebensächlich."
Meine Werte, deine Werte. Welche Werte sich Manager von ihren Unternehmen erwarten, und wie die eigenen Wertvorstellungen zu denen der Firma passen, das wollte auch das Wiener Hernstein Institut für Management und Leadership wissen. Das Ergebnis des Hernstein-Management-Reports "Persönliche Werte/Unternehmenswerte", für den 300 Manager aus Österreich, Deutschland und der Schweiz befragt wurden, untermauert Happichs Ergebnisse durchaus. Demnach stellen Glaubwürdigkeit und Verantwortungsbewusstsein die wichtigsten Unternehmenswerte für Führungskräfte dar (70 Prozent), neben Eigenverantwortung (68 Prozent), Engagement (68 Prozent) und Vertrauen (65 Prozent).
Aber: Österreichische Führungskräfte empfinden Werte insgesamt weniger wichtig als ihre deutschen und Schweizer Kollegen. Und während 69 Prozent der deutschen Führungskräfte angeben, dass ihre persönlichen Werte sehr mit den Unternehmenswerten in Einklang stehen, sind in Österreich nur 47 Prozent dieser Meinung.
"Die Umfrage zeigt, dass es durchaus eine Ambivalenz bei den Führungskräften in Bezug auf eigene Werte und Unternehmenswerte gibt", betont Hernstein-Institutsleiterin Katharina Lichtmannegger. "Das ist bedenklich, sind es doch die Führungskräfte, die den Wertekanon eines Unternehmens definieren und diesen auch in der täglichen Arbeit umsetzen müssen."