Zum Hauptinhalt springen

Was Österreich 2008 besonders bewegt hat

Von Peter Muzik

Wirtschaft

Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 16 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Die größten Deals

Die ÖBB übernehmen im Jänner um rund 400 Mio. Euro die Güterverkehrstochter der ungarischen Staatsbahn, MAV Cargo. Die Erste Bank verkauft im März für 1,44 Mrd. Euro ihre Versicherungs-Sparte der Vienna Insurance Group (Wiener Städtische). Die Voestalpine legt im Mai als Schlusspunkt eines mehr als ein Jahr dauernden Übernahmepokers ein Kauf-Angebot für den Edelstahlproduzenten Böhler-Uddeholm vor. Die Austrian Airlines landen im Dezember nach einem wenig professionellen Verkaufsprozess beim einzigen Bieter, der deutschen Lufthansa.

* Die heftigsten Affären

Der Steuerskandal in Liechtenstein, wo prominente Steuerhinterzieher aus Deutschland auffliegen, schwappt auf Österreich über. Auch die Namen von 150 Österreichern sind auf der Daten-CD. Mehrere Selbstanzeigen folgen.

Julius Meinl steht mit seinen Firmen wochenlang unter Beschuss. Die in Turbulenzen geratene Immogesellschaft Meinl European Land wird für 800 Mio. Euro an den internationalen Fonds CPI und den Immobilieninvestor Gazit-Globe verkauft. Das Management wird ausgetauscht, der Name in Atrium geändert.

Im November durchsucht die Wirtschaftspolizei Büros der Immofinanz und Immoeast. Auch in der Constantia Privatbank suchen die Behörden nach Unterlagen.

* Wichtige Personalia

ÖBB-Generaldirektor Martin Huber gibt im April seinen Rücktritt bekannt. Neuer ÖBB-Vorstandschef wird im Mai Infrastruktur-Vorstand Peter Klugar.

Auch die neue OeNB-Spitze wird im Mai fixiert: Ewald Nowotny folgt Klaus Liebscher als Nationalbank-Gouverneur und EZB-Rat nach. Claus Raidl löst Herbert Schimetschek als OeNB-Präsident ab. Immofinanz und Immo-east-Chef Karl Petrikovics wird seines Amtes enthoben.

* Die größten Flops:

Der Einstieg des austro-arabischen Investors Al-Jaber bei der AUA scheitert im Mai. Er wirft der AUA-Spitze vor, ihn über den Verlust von 60 Mio. Euro im ersten Quartal im Unklaren gelassen zu haben. Der russische Oligarch Oleg Deripaska muss im Oktober nach Kursverlusten aus dem austro-kanadischen Autozulieferer Magna aussteigen, weil seine Aktien verpfändet waren.

Die langen Prozesse:

Im Juli werden im Bawag-Strafprozess alle neun Angeklagten schuldig gesprochen. Ex-Generaldirektor Helmut Elsner wird wegen Untreue, Bilanzfälschung und schweren Betrugs zu neuneinhalb Jahren Haft verurteilt. Wolfgang Flöttl bekommt zweieinhalb Jahre Haft. Alle Verurteilten legen Rechtsmittel ein. Der Ex-Vorstand der Hypo Group Alpe Adria, Wolfgang Kulterer, bekennt sich vor dem Landesgericht Klagenfurt der Bilanzfälschung schuldig.

* Größte Misserfolge:

Der St. Pöltner Viskosegarnhersteller Glanzstoff gibt bekannt, die Produktion bis Jahresende zu sperren. 327 Mitarbeiter werden beim AMS angemeldet. Die Dornbirner Textilfirma F.M. Hämmerle stellt im Juli Konkursantrag und wird wenig später vom indischen Garnproduzenten Oswal übernommen. Infineon streicht im Werk in Villach 370 Jobs. Der Autozulieferer TRW gibt im Juni die Schließung seines Werks in Bergheim bei Salzburg bekannt: 545 Mitarbeiter verlieren ihren Arbeitsplatz. Die Constantia Privatbank muss im Oktober aufgefangen werden. Fünf Großbanken übernehmen die angeschlagene Privatbank. Die Kommunalkredit wird im selben Monat verstaatlicht. Im Werk Leoben-Hinterberg des Leiterplattenherstellers AT&S muss ein Drittel der Belegschaft gehen. Von den Kündigungen sind 293 Stamm-Mitarbeiter und 159 Leiharbeiter betroffen.

* Die Politaktionen:

Österreich sichert alle Spareinlagen rückwirkend zum 1. Oktober, verbietet Leerverkäufe, garantiert Bankenliquidität und kündigt umfangreiche Haftungen und Garantien an. Das im Oktober präsentierte Banken-Hilfspaket ist 100 Mrd. Euro schwer.

Verkehrsminister Werner Faymann stoppt im November die kolportierte Schließung von 1000 der 1300 Postämter. Im ersten Halbjahr 2009 darf gar kein Postamt geschlossen werden. Post-Chef Anton Wais stellt klar, der kolportierte Abbau von 9000 Postlern sei "vom Tisch". Dennoch hängt ein Streik in der Luft.