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Was Print vom TV lernen muss

Von Bernhard Baumgartner

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Jahrelang wurde gejammert, dass die illegalen Downloads die ganze Filmbranche in den Abgrund reißen werden. Wer kauft sich noch DVDs, wenn er die geliebte US-Serie früher, in besserer Auflösung und auch noch gratis aus dem Netz saugen kann? Doch mittlerweile hat sich das Blatt gewendet und die Lösung war eine aus sich heraus. Denn mit dem Erfolg der (kostenpflichtigen) Streamingdienste wie etwa Netflix konnte die Branche noch einmal den Kopf aus der Schlinge ziehen. Das zeigen neue Zahlen aus den USA. Dort ist zur abendlichen Prime Time mehr als jedes dritte konsumierte Daten-Bit dem Streamingdienst Netflix zuzurechnen. YouTube kommt nur auf 14 Prozent. Auf der dunklen Seite der Macht stehen die BitTorrent-Dienste, die rund jedes vierte Upload-Bit in Anspruch nehmen. Das ist viel, aber es könnte weit schlimmer sein. Was man hier sieht, ist de facto die Re-Legalisierung eines Marktes. Und der Etablierung von weiteren Diensten wie Amazon Prime oder Snap von Sky, die mit all ihrer Marken-Strahlkraft in den Markt drängen, wird es wohl kaum mehr als zwei Jahre dauern, bis die, die guten Willens sind, die Produkte in der Regel legal erwerben und nicht mehr standardmäßig auf dem schwarzen Markt saugen. Das hat weniger damit zu tun, dass der digitale Mensch sein Gewissen wiederentdeckt hat, sondern mit Bequemlichkeit, Verfügbarkeit in bester Qualität und einfacher Verrechnung und mit Preisen, die nicht gratis aber angemessen erscheinen. So ein Modell muss Print erst finden. Aber man sieht, dass es schnell geht, wenn der Leidensdruck groß ist.