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Der Tipp kam von einem befreundeten Ehepaar, das wusste, dass ich am 24. Juli gegen Abend in Salzburg sein musste: "Geh um 17 Uhr in die Stiftskirche St. Peter! Dort wirst du etwas Einmaliges erleben. Der Eintritt ist frei, und es dauert nur zehn Minuten."
Zum Glück war ich schon eine gute Viertelstunde vor Beginn an Ort und Stelle und ergatterte noch einen Sitzplatz, denn bald darauf war der Sakralraum fast voll.
Und dann durfte ich in ein wunderbares Klangerlebnis eintauchen: Nach und nach füllten vierzig Stimmen, aufgeteilt auf acht Chöre zu je fünf Personen, das barocke Gotteshaus. Der Salzburger Bachchor, geleitet von Alois Glaßner, brachte die um 1570 vom Engländer Thomas Tallis komponierte Motette "Spem in alium" zur Aufführung. Dieses solitäre vokale Monumentalwerk mit frommem Text ("Niemals habe ich meine Hoffnung auf einen anderen gesetzt als auf dich, Gott Israels . . .") erschließt sich erst in einem solchen Raum im Wechselspiel und Zusammenwirken der einzelnen Chöre und hinterlässt, wenn es so grandios präsentiert wird, einen unvergesslichen Eindruck.
Seinen Ruf als Kulturstadt verdankt Salzburg vor allem den nun beginnenden Festspielen. Eine echte Kulturstadt lebt aber nicht nur von kurzfristig gastierenden Stars, sondern wird von solchen Ensembles wie dem Salzburger Bachchor getragen, von Menschen, die dafür sorgen, dass hochkarätige Kunst an einem Ort ständig präsent ist. Übrigens: Donnerstag und Freitag, ist "Spem in alium" noch zu hören. Wenn Sie gerade in Salzburg sind, sollten Sie sich vor 17 Uhr in St. Peter einfinden.