Wie beim Fechten müssen Manager oft blitzschnell und alleine entscheiden. | Klettern am Seil soll Vertrauen im Team schaffen. | Wien. Zustoßen oder verteidigen? Überlasse ich dem Gegner die Führung des Kampfes oder werde ich selbst aktiv? "Es gibt im Fechten sehr viele Metaphern, die sich auf die Führungsarbeit umlegen lassen", sagt Horst Krieger vom Wiener Seminaranbieter ip Center. Wie beim Fechten müssen Chefs in Stresssituationen schnell entscheiden, ob sie defensiv oder aggressiv reagieren.
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"Führungskräfte müssen oft einsame und blitzartige Entscheidungen treffen", sagt Managementtrainer Gerhard Klöbl, der früher Leistungssportler und Fechttrainer war und nun Fechtseminare für Manager anbietet. Vom Sport könnten Führungskräfte lernen, wie wichtig Konzentration und Training ist. "Auch beim Fechten muss man klare Entscheidungen treffen", erklärt Klöbl.
Wer zu spät reagiert, hat meist verloren
Außerdem geht es darum, eine Strategie und Taktik zu entwickeln und sich ein Ziel zu stecken. Diese Metaphern werden bei den Seminaren mit Fechten anschaulich gemacht: Die Seminarteilnehmer fechten selbst, anschließend analysieren Trainer das Verhalten und übertragen es auf die Arbeitssituation. "Am Anfang sind manche Teilnehmer skeptisch. Es geht aber nicht darum, fechten zu lernen, sondern reinzuschnuppern und zu erkennen, worauf es ankommt", so Klöbl.
Geben sich Teilnehmer anders, als sie sonst im Büro sind, werden Ursachen für dieses Verhalten analysiert. Zum Beispiel reagieren manche bei der Fechtübung auf einen Angriff zu spät, es fehlt ihnen die Taktik oder es zeigt sich in der Praxis, dass sie schlecht mit direkter Aggression umgehen können.
"In Krisensituation versagen manche Führungskräfte, weil sie zwar das Fachwissen haben, aber Mängel in der Kompetenz", sagt Krieger. Diese inneren Werte könnten nur über Kurse, die die Emotion ansprechen, verändert werden.
Wer sich fallen lassen kann, kann vertrauen
Mit Emotionen wird auch bei Teamentwicklungs-Seminaren im Hochseilgarten gearbeitet. "Die Mitarbeiter müssen ihre Komfortzone verlassen. Bringt man die Teilnehmer in Stresssituationen, zeigen sich in einem relativ kurzen Zeitraum Charaktereigenschaften, die sich sonst nie oder nur in sehr langer Zeit zeigen", sagt Walter Reisenzein, Gesellschafter und Geschäftsführer der DBM Karriereberatung, die Teamentwicklungs-Seminare im Hochseilgarten anbietet. Im Seilgarten müsse sich jeder damit beschäftigten, wie die Hindernisse zu bewältigen sind. "Niemand hat hier einen Vorteil auf Grund seiner Hierarchie oder Kompetenz", sagt Reisenzein.
Auch jene Teilnehmer, die körperlich eingeschränkt sind oder sich eine Aufgabe nicht zutrauen, werden in die Übung eingebunden und sind für das Sichern zuständig. Dadurch soll Kooperation gelernt werden: Helfen, aber auch Hilfe annehmen können.
Bei den Übungen zu Beginn soll Vertrauen und Nähe unter den Teammitgliedern aufgebaut werden: Zum Beispiel soll sich einer fallen lassen und von den anderen aufgefangen werden. "Wenn ich das Gefühl habe, dass ich mich auf die verlassen kann, überträgt sich das auf die Arbeitsweise", sagt Krieger.
Anschließend geht es in den Klettergarten, wo einzelne Stationen bewältigt werden müssen, die nur als Gruppe zu schaffen sind. Beispielsweise müssen die Teilnehmer eine in der Luft hängende Leiter mit überdimensionalen Sprossen erklimmen.
Bei der Übung zeige sich oft, dass es an grundlegenden Dingen im Team fehlt, sagt Reisenzein. Er erzählt von einer Gruppe aus Einzelgängern, die sich nicht mit dem Namen angesprochen haben und planlos an die Aufgabe herangegangen sind.
"Viele Gruppen scheitern daran, weil sie kein gemeinsames Ziel haben", sagt Reisenzein. Das Klettern wird von Firmen gebucht, die den Teamgeist stärken wollen. Meist sollen so Probleme in der Zusammenarbeit gelöst werden: Wenn Niederlassungen oder Geschäftsbereiche gegeneinander arbeiten oder weil durch Umstrukturierungen oder neue Mitarbeiter Konflikte entstanden sind.