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Was Soja, Klee und Co bewirken

Von Alexandra Grass

Wissen

Bei Wechselbeschwerden kommen immer häufiger Pflanzenstoffe zum Einsatz.


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Wien. Eine Pauschalverurteilung von pflanzlichen Präparaten durch ein heimisches Testmagazin nahmen Vertreter des Instituts für Pharmakognosie sowie Mediziner am Donnerstag zum Anlass, um den Einsatz pflanzlicher Präparate zu rechtfertigen. Viele Substanzen gegen Wechselbeschwerden waren darin als "wenig geeignet" eingestuft worden.

Vielmehr gebe es bereits zahlreiche Studien, wonach Traubensilberkerze, Isoflavone und Co bei Frauenleiden ihre Berechtigung hätten, betonte Brigitte Kopp vom Department für Pharmakognosie der Universität Wien im Rahmen einer Pressekonferenz.

Der Hormonspezialist Johannes Huber setzt in seiner gynäkologischen Praxis in vielen Fällen auf Phytotherapeutika, wie er berichtete. Besonders mit Isoflavonen, wie sie in Rotklee oder Soja enthalten sind, ließe sich der Östrogenhaushalt der Frauen positiv beeinflussen. Isoflavone zählen zu den Pflanzenöstrogenen und haben aufgrund ihrer chemisch-strukturellen Ähnlichkeit zum Östrogen des Menschen auch eine geschlechtshormonelle Wirkung. Da sie selektiv auf den protektiven Östrogen-Rezeptor beta (ER-beta) einwirken, wird ihnen in Studien auch eine schützende Wirkung gegen Brustkrebs zugeschrieben, so der Mediziner.

Schutz durch Isoflavone

ER-beta ist insbesondere in Brust, Gebärmutter, Eierstöcken, Knochen und Gehirn zu finden. Seine Aufgabe ist es, den Organismus vor überschießenden Effekten von Östrogen am Östrogen-alpha-Rezeptor (ER-alpha) zu schützen. Er kontrolliert unter anderem die durch ER-alpha ausgelöste Zellteilung hormonsensitiver Gewebe wie der Brust, schützt vor Knochenabbau (Osteoporose) sowie vor Hitzewallungen und Depression, so Huber. Aufgrund der bevorzugten Wirkung an ER-beta hätten Isoflavone auch keinen Einfluss auf den weiblichen Zyklus. Ihre Wirkung gegen menopausale Hitzewallungen sei erstmals 1992 beschrieben worden.

Rudolf Bauer, Leiter des Instituts für Pharmazeutische Wissenschaften der Universität Graz, betonte, dass jedes in Österreich zugelassene Arzneimittel - sei es synthetischer oder pflanzlicher Natur - wurde von den Behörden "nach strengen Kriterien auf seine Wirksamkeit, Unbedenklichkeit und pharmazeutische Qualität geprüft".

Im Bereich der Phytomedizin agiert auch die 2006 gegründete Herbal Medicinal Products Platform Austria. Dieses Netzwerk arbeitet daran, Naturstoffe und pflanzliche Arzneistoffe zu entwickeln und umzusetzen. Die fast unüberschaubare Vielfalt der Produkte bringt naturgemäß auch große Qualitätsunterschiede hervor. Die Experten raten daher, bei entsprechenden Beschwerden, einen Arzt zu Rate zu ziehen.