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Was tun mit den schlechten Lehrern?

Von F. Weissensteiner

Gastkommentare

Das zum Teil auf Provokation angelegte Buch von Andreas Salcher "Der talentierte Schüler und seine Lehrer" hat die Diskussion über die Effizienz unseres Schulsystems neu entfacht. Gut so. Die Ausbildung unserer Jugend sollte jedoch nicht nur aus irgendeinem Anlass, sondern permanent das Interesse beanspruchen. Das zukünftige Schicksal unseres Landes in der globalisierten Wettbewerbswirtschaft wird schließlich nicht in Wellness-Oasen, sondern in unseren Klassenzimmern entschieden.


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Höchstes Ausbildungsniveau von der Volksschule bis zur Universität ist heutzutage für jede Gesellschaft ein absolutes Desideratum. Ein solches Niveau hängt allerdings nicht nur von der Qualität des Unterrichts, sondern neben vielen anderen Ponderabilien auch von der Begabung und dem Bildungswillen der jungen Menschen ab.

Engagierte Lehrer werden eklatante Begabungsmängel ihrer Schüler nur schwer beheben, ihren Bildungswillen durch vorbildhaftes Engagement wohl aber stimulieren können. Solche Lehrer gibt es an jeder Schule mehr als es den Anschein hat. Nach 38 Jahren im Schuldienst darf ich das getrost behaupten. Es gibt aber auch, und da hat Herr Salcher, der sich leider nie in einer Schulklasse bewähren musste, zweifellos Recht, unmotivierte, zum Teil unfähige Pädagogen, die dem Ansehen des gesamten Standes enormen Schaden zufügen. Herr Salcher beziffert sie mit fünf bis zehn Prozent an jeder Schule, in absoluten Zahlen etwa 6000, und fordert ihre sofortige Entlassung oder Außerdienststellung.

So wünschenswert das im Interesse der Schulen und vor allem der Schüler wäre, sein Begehren ist aus dienstrechtlichen und anderen Gründen nur als populistisches Imponiergehabe zu klassifizieren. Sollten sie stante pede in die Pension entlassen oder anderswie entsorgt werden? Als Sofortmaßnahme ist dieser Tabula-rasa-Vorschlag selbstverständlich undurchführbar. Diese Lehrer müssten in absehbarer Zeit durch fähigere Lehrer ersetzt werden, die in dieser Zahl nicht zur Verfügung stehen.

Die Schulpolitik ist gefordert, zunächst wohl aber überfordert. Was tun? Guter Rat ist teuer. Als gesetzliche Sofortmaßnahme müssten allerdings als erster Schritt strenge Auswahlkriterien für den Lehrberuf sowohl an den Pädagogischen Akademien als auch an den Universitäten festgelegt und sodann realisiert werden. Für unsere Schulen sind die besten Lehrer gerade gut genug. Wir können an unseren Ausbildungsstätten keine unmotivierten Lehrer brauchen. Der Schüler muss im Mittelpunkt des pädagogischen Geschehens stehen. Wir können es uns nicht leisten, Talente zu vergeuden.

Vorderhand bleibt leider nichts anderes übrig, als die unmotivierten Lehrer zu mehr Leistung anzuspornen. Den Unfähigen müsste man raschest die Tür weisen.

Friedrich Weissensteiner war Direktor eines Wiener Bundesgymnasiums und ist Autor zahlreicher historischer Sachbücher.