Spannung vor erstem TV-Duell zwischen Obama und Romney
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Bislang war der US-Wahlkampf nicht gerade von inhaltlichen Auseinandersetzungen bestimmt. Geplänkel gab es, aber bei vielen Themen vermieden beide Kandidaten klare Standpunkte. Der Politberater Douglas E. Schoen schreibt bei Fox News Online von einer "Krise der Demokratie", die darin besteht, dass anstelle der Probleme der Gesellschaft die Prognosen, Zustimmungsraten und Swing States diskutiert werden.
Ob sich das bei der Debatte ändern wird, ist offen. Im Vorfeld sind sich PR-Berater und Wahlkampfstrategen darüber einig, dass es in erster Linie um die Wirtschaft des Landes geht. Als Sieger gilt der Kandidat, dem die Wähler das Ende der ökonomischen Malaise zutrauen. Dabei müssen alle Probleme als - von Washington - lösbar dargestellt werden. Verweise auf die Weltwirtschaft sind bei der außenpolitisch weitgehend unbedarften Bevölkerung nicht zielführend. Wer es schafft, sich als der bessere Ärmelaufkrempler mit Hirnschmalz zu präsentieren, hat gewonnen.
Als Strategie empfehlen die Berater ein aggressives Vorgehen. "Entweder greifst du an, oder du verteidigst. Und die Verteidigung verliert", stellt der republikanische Stratege Alex Castellanos auf CNN fest. Sein demokratischer Gegenpart, Paul Begala, empfiehlt Obama, die Mittelklasse ins Zentrum der Debatte zu rücken.
Neben der Wirtschaft stehen die von Obama eingeführte allgemeine Krankenversicherung und die Rolle der Regierung im Staat auf dem Programm. Außenpolitik und nationale Sicherheit sind für einen späteren Termin vorgesehen, allerdings könnte Romney den Präsidenten, für den gewaltsamen Tod von vier Amerikanern in Bengasi verantwortlich machen.
Obama hingegen muss auf die Mobilisierung der Frauen und der Latinos hinarbeiten. Beiden Gruppen muss er eigentlich nur die Pläne seines Herausforderers vortragen: Beendigung freier Untersuchungen in den Bereichen Gynäkologie und Anwendung der extrem strengen Einwanderungsbestimmungen von Arizona auf das gesamte Land.
Aber vielleicht ist das alles nicht entscheidend. Die klugen Köpfe der New York Times sind davon überzeugt, dass die Zuschauer sich vor allem die zingers merken, - überraschende und pointierte Bemerkungen, die am nächsten Tag die Gespräche beherrschen. Sollte die These stimmen, dann hat der rhetorisch brillante Obama die Debatte bereits gewonnen, - auch oder gerade weil Romney seine Sager angeblich bereits seit Monaten auswendig lernt.