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Was uns noch gefehlt hat

Von Stefanie Holzer

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Barbara Karlich hat sich vom Nachmittag in den Abend vorgerobbt, um die Zuschauerschaft mit einem neuen Genre, mit der Reality-Doku, bekannt zu machen. Bisher hatten wir - viel zu selten im Hauptabendprogramm - die auf Originalfilm oder Fotodokumenten und auf Interviews mit Zeugen basierende Dokumentation. Dann kam die Spielfilm-Doku, die wie im Fall Schleyer den Hergang der Entführung und Ermordung des Arbeitgeberpräsidenten nachstellte. Und jetzt haben wir glücklich die Reality-Doku. Dabei handelt es sich nicht um eine Sondersendung von "Taxi Orange", sondern um das Abfilmen und Schneiden eines mehr oder weniger spektakulären Vorkommnisses, das Otto Normalverbraucher betrifft. Am Anfang war, muss man in diesem Fall sagen, die Unterwasser-Geburt, dann kam die Wahl zur Missis Austria, gefolgt von dem einzig wirklich berührenden Beitrag: Ein Kameramann begleitete zwei Wiener, die aus der Stadt, in der ihr Leben bedroht war, auswandern hatten müssen. Das durch Leon Zelmans "Jewish Welcome Service" ermöglichte Wiedersehen mit der Heimat, die Freude und die Tränen der alten Herrschaften, machte die Ungeheuerlichkeit dessen, was man ihnen angetan hat, ahnbar.

Barbara Karlich moderiert das ganze mit spitzem Mündchen und der Haltung einer Klosterschülerin. Ich bin sicher, wenn sie so weiter macht, werden gutmütige Zeitgenossen sie ins Herz schließen. Sie kommt den ganzen Sommer lang. Jede Woche am Donnerstag um 21 Uhr.