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Was vom Wintermärchen blieb

Von Martina Pock

Politik
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Schafe in der Zieleinfahrt: Der Abfahrt-Hang in Schladming wird wieder als Weide genutzt, Skygate (Stahlbogen vor der Ziellinie) und Riesenbildschirm (links hinten) sind noch nicht ganz abgebaut .
© Pock

Dringliche Anfrage der steirischen Grünen brachte wenig Licht ins Dunkel.


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Graz. Wenige Monate nach der Alpinen Ski-WM in Schladming steht der 190 Millionen Euro schwere Event im Schatten des Dachsteins erneut im politischen und medialen Rampenlicht: großzügig vergebene VIP-Karten, geschwärzte Verträge, Nächtigungsrückgänge während der WM und die Frage nach der genauen Finanzierung. Auch eine dringliche Anfrage der steirischen Grünen im Landtag brachte wenig Licht ins Dunkel. Nun soll der Rechnungshof prüfen.

In Schladming ist drei Monate nach der Alpinen Ski-WM wieder Ruhe eingekehrt. Der Ortskern wirkt verschlafen, an den Event, der zwischen dem 4. und 17. Februar 300.000 Menschen in die 4500 Einwohner zählende Stadt brachte, erinnert heute nur noch wenig. Am Ziel-Hang wurde nun das letzte Relikt abgebaut. Vor den Resten des Gerüsts, auf dem ein großer Bildschirm befestigt war, weiden heute wieder Schafe. Auch der Platz vor dem Rathaus, zwischenzeitig "Medal Plaza" genannt, soll wieder wie vor der WM aussehen.

Die Bilanz zur Ski-WM fällt, je nach Blickwinkel, vielfältig aus. Von einem "riesigen Marketingfenster, das sich durch die WM geöffnet hat", das wirtschaftliche und touristische Impulse für die nächsten Jahrzehnte bringen soll, spricht der Bürgermeister von Schladming, Jürgen Winter (ÖVP). Kritiker beklagen wiederum, dass für einen gerade einmal zwei Wochen dauernden Event viel zu hohe Kosten in Kauf genommen wurden. 190 Millionen Euro - 140 Millionen vom Land Steiermark und 50 Millionen vom Bund - wurden dafür bereitgestellt. Obwohl 2010 im Steirischen Landtag lediglich 48,6 Millionen Euro genehmigt wurden. Steuergeld, das laut dem ehemaligen ÖVP-Landtagsabgeordneten Manfred Kainz "für einen Unsinn" ausgegeben wurde. Jochen Pildner-Steinburg, Präsident der Industriellenvereinigung Steiermark, sieht darin gar einen "regionalen Größenwahn". Auch für die Steirische KPÖ ist bis heute unverständlich, dass die Landesregierung ein Einmal-Event bis zum Schluss mit so hohen finanziellen Mitteln unterstützt hat, obwohl laut einer Aussage von ÖVP-Landesrat Christian Buchmann vom Februar 2010 die WM ohne weitere Vorbereitungen schon damals problemlos durchgeführt werden hätte können.

Die Steirischen Grünen stellten nun im Steirischen Landtag eine dringliche Anfrage an Landeshauptmann-Stellvertreter Hermann Schützenhöfer (ÖVP). Kernpunkt war dabei die Frage nach der Finanzierung im Detail. Laut einer Aussage von Landeshauptmann Franz Voves "waren nur rund 63 Millionen Euro WM-relevant". Wofür waren die restlichen 77 Millionen Euro? Antworten gab es zwar, doch diese waren für die Grünen unzureichend und lückenhaft. "Nach wie vor fehlt jede Darstellung der Geldflüsse rund um den ÖSV und eine überschaubare Kostendarstellung", so der Grüne Landtagsabgeordnete Lambert Schönleitner. Über Gewinn und Verlust der WM gibt es, trotz fertiger Bilanz, vom Österreichischen Skiverband (ÖSV) keine Auskünfte. "Das geht niemanden etwas an, wir haben ja auch das Risiko immer selber getragen", so Reinhold Zitz vom ÖSV.

Leere Betten und Skihütten

Weiterhin offen bleibt, wie viele VIP-Karten von der Landesregierung und seinen Mitarbeitern in Anspruch genommen wurden, ebenso die genaue Klärung der Kostenfrage bezüglich des sogenannten "Loops": ein langes Vordach im Zielgelände der Planai-Bahn, das auf Wunsch von ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel nach nicht einmal einem Jahr seiner Fertigstellung wieder abgerissen wurde. Die Kosten für den Abriss beliefen sich auf 59.000 Euro, für die jedoch keine zusätzlichen Fördermittel notwendig waren, so der Landeshauptmann-Stellvertreter, der noch einmal betonte, dass es "nichts aufzudecken" gäbe. Der Frage, ob vom Veranstalter ÖSV geschwärzte Verträge vorgelegt wurden, wich Schützenhöfer aus. Nun sollen die Geldflüsse im Zusammenhang mit der Ski-WM 2013 vom Rechnungshof geprüft werden.

Während der Wintertourismus in diesem Jahr geboomt hat, fällt die Bilanz für Schladming zur Zeit der Ski-WM eher schlecht aus. Im Februar 2013 verzeichnete man vier Prozent weniger Nächtigungen als im Vorjahr. Dass viele Betten leer blieben, lag, so Bürgermeister Winter, in erster Linie daran, dass die meisten Unterbringungen von an der WM beteiligten Firmen reserviert waren und dann oftmals statt zwei oder drei nur eine Person in einem Zimmer untergebracht wurde. Zudem reisten viele WM-Besucher noch am selben Abend wieder ab. Besonders zu spüren bekamen dies die Betreiber der Skihütten, hier blieben im Vergleich zum Vorjahr mehr als die Hälfte der Besucher aus. Ein Umstand, dessen sich jedoch schon vor der WM alle bewusst gewesen seien, so Winter.

Im März verbuchte man wieder ein Plus von mehr als 34 Prozent. Zusammengefasst ergibt sich für die Wintersaison 2013 für Schladming ein Plus von zehn Prozent. Aber nicht nur Schladming selbst, auch die umliegenden Gebiete schlossen ihre Bilanz für Februar mit einem Minus ab. Haus im Ennstal schloss als einziges Skigebiet im Kerngebiet der Schladming-Dachsteinregion positiv ab.

"Zweitwohnsitzgemeinde"

Nun, da der Ski-Zirkus seine Zelte in Schladming wieder abgerissen hat, stellt sich die große Frage nach der zukünftigen Nutzung der neu geschaffenen Infrastruktur. Bereits 2011 wurde das 16,4 Millionen teure Veranstaltungszentrum Congress-Schladming eröffnet, das während der WM als Mediencenter genutzt wurde. Laut Schützenhöfer soll dieses für 2000 Besucher vor allem in den Nebensaisonen "Veranstaltungen mit einer touristischen Wertschöpfung" nach Schladming bringen. Von 29. Jänner bis 5. Februar 2017 wird Schladming gemeinsam mit Graz Austragungsort der Special Olympics Winterspiele sein. Dafür werden 10.000 Besucher erwartet. Dass das Zentrum in Zukunft gewinnbringend bespielt werden kann, wird jedoch von vielen Seiten bezweifelt.

Laut der Steirischen Grünen befürchtet ein Teil der Schladminger Bevölkerung, dass der Ort zu einer typischen "Zweitwohnsitzgemeinde" werden könnte. Der Anteil von Nicht-Hauptwohnsitzen liegt heute bereits bei 20 Prozent, Tendenz steigend. Auch nach der WM ist das Interesse an Immobilien in der Region weiter gestiegen, wie eine erfahrene Maklerin bestätigt. Bürgermeister Winter setzt sich nach eigenen Angaben schon seit Jahren gegen diesen Trend ein. "Jeder, der einen Bauantrag bringt, muss zuerst unterschreiben, dass er sein Haus auch als Hauptwohnsitz nutzen wird". Per Gesetz ist es jedoch so, dass jeder EU-Bürger in jedem beliebigen EU-Land einen Zweitwohnsitz haben darf. Den Umstand, dass 14 Tage Ski-WM dem Land Steiermark etwa so viel gekostet haben, wie laut den Grünen jedes Jahr ausgabenseitig eingespart wird, sieht Winter durchaus gerechtfertigt.