Heindl, Niemetz und Manner noch in heimischem Besitz. | Wer inzwischen hinter bekannten Erzeugern steckt. | Wien. Viele süße Traditionsmarken in Wien wurden mittlerweile von ausländischen Konzernen übernommen - oft wegen Nachfolgeproblemen oder Familienstreitigkeiten. Übrig geblieben sind nur wenige Süßwarenerzeuger in österreichischer Hand: Während andere Marken zu internationalen Schokoriesen gehören, war es etwa bei Heindl nie ein Thema, den Betrieb aus den Händen der Familie zu geben, so Walter Heindl, der den Betrieb mit seinem Bruder Andreas führt.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 13 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Der Wiener Konfekterzeuger erweitert sein Werk im 23. Wiener Gemeindebezirk und baut eine Schaufabrik. Am 11. April beginnen die Bauarbeiten, so Heindl. In einem gläsernen Gang sollen Besucher bald zusehen können, wie der Likör in die Schokolade kommt - zusätzlich zum Schokolademuseum, das 30.000 Besucher pro Jahr zählt.
Durch den Zubau mit 6600 Quadratmetern für Produktion und Lager in der Willendorfergasse in Wien-Liesing wird die Produktion von Heindl und Pischinger zusammengelegt. 2006 hat Heindl den Mitbewerber übernommen - bisher produzierte Pischinger in der Himberger Straße im 10. Wiener Gemeindebezirk, Heindl im 23. Bezirk. Das Projekt war bereits seit Jahren geplant, zuletzt wartete das Unternehmen noch auf die Baugenehmigung.
Heindl beschäftigt 135 Mitarbeiter, Pischinger weitere 30. Die Hälfte des Umsatzes von 13,6 Millionen Euro im Vorjahr wird über den Einzelhandel erzielt. Sieben Prozent gehen in den Export, der Rest entfällt auf eigene Filialen.
Schwedenbomben-Firma behauptet sich in Nische
Während Heindl 250 Produkte im Sortiment führt, konzentriert sich das Wiener Familienunternehmen Niemetz auf drei Produkte: Schwedenbomben, Manja- und Swedy-Riegel. Rund drei Viertel des Umsatzes macht Niemetz mit Schwedenbomben, so Marketingleiter Christoph Oberhauer. Genaue Umsatzzahlen werden nicht bekanntgegeben.
"Wir können uns sehr gut in unserer Nische behaupten", sagt Oberhauer. Im Segment der Schokoschaumküsse hat Niemetz laut Eigenangaben 85 Prozent Marktanteil in Österreich, der deutsche Mitbewerber Storck (Dickmanns) nur acht Prozent.
Der Hersteller, der in der Aspangstraße im dritten Wiener Gemeindebezirk produziert, feierte vor kurzem das 120-jährige Firmenjubiläum und den 80. Geburtstag der Schwedenbombe. Ein Verkauf des Betriebes kam nie in Frage, sagt Oberhauer. In den Hauptsaisonen Frühjahr und Herbst beschäftigt Niemetz rund 100 Mitarbeiter.
Mit rund 155 Millionen Euro Umsatz Jahresumsatz und drei Werken im 17. Bezirk in Wien, in Perg (Oberösterreich) und Wolkersdorf (Niederösterreich) ist Manner der größte Süßwarenhersteller mit Sitz in Wien. Zum börsenotierten rosa Unternehmen gehören auch die Marken Casali sowie Victor Schmidt (Ildefonso, Mozartkugeln) - der Hersteller mit Wurzeln im 4. Bezirk in Wien wurde 2000 von Nestlé übernommen. Ein Verkauf von Manner wurde nie in Betracht gezogen, sagt Manner-Pressesprecherin Karin Höfferer.
Belastet werden die Süßwarenerzeuger vom Preisdruck und Eigenmarken im Einzelhandel. Umsatzzuwächse werden bei einem gesättigten Heimmarkt daher maßgeblich durch Exporterfolge getrieben, heißt es beim Fachverband der Lebensmittelindustrie.
Preiserhöhungen wegen teureren Rohstoffen
"Wir haben unter der Preisschlacht im Handel mitzuleiden. Wir spezialisieren uns aber auf hochwertige Schokoladespezialitäten, für die der Konsument bereit ist, mehr zu zahlen", sagt Heindl. Der Lebensmittelhandel mache immer mehr Aktionen, sagt Oberhauer. Das Sortiment im Handel werde immer größer, und die Konsumenten seien "keine Heavy User" mehr: "Sie kosten einmal dieses und einmal jenes Produkt."
Zudem leiden die Süßwarenhersteller unter den gestiegenen Preisen für Rohstoffe wie Kakao. Heindl hat die Preise mit April um vier bis fünf Prozent erhöht, "weil die Kakaopreise derzeit ins Unendliche steigen". Bis Jahresende seien allerdings keine weiteren Erhöhungen geplant - trotz der Unruhen in der Elfenbeinküste, dem weltweit größten Kakaoproduzenten. "Die politische Unsicherheit in der Elfenbeinküste treibt die Kurse von Kakao, wobei momentan keiner weiß, wohin", sagt Heindl. Die teureren Rohstoffen "tun uns im Moment sehr weh", sagt Manner-Sprecherin Höfferer. Manner hat die Preise bereits Anfang 2011 erhöht - zeitgleich mit Niemetz.
Hinter anderen Traditionsmarken aus Wien stecken mittlerweile große Schokokonzerne: So wurde Hofbauer, zu dem die Marken Hofbauer und Küfferle gehören, 1994 vom Schweizer Schokoladefabrikanten Lindt & Sprüngli gekauft.
Die "Wiener Zuckerl", ursprünglich produziert von der Wiener Firma Heller, gehören inzwischen zu Englhofer. Doch die Marke, die auch Firn- und Eiszapfen-Bonbons unter ihrem Dach vereint, wurde selbst zuerst von Nestlé und 2000 von Storck gekauft.
Und die 1909 erbaute Schokofabrik der deutschen Firma Stollwerck am Gaudenzhofer Gürtel in Wien, die in den 1970er Jahren zur Adeg-Zentrale wurde, ist mittlerweile bewohnt: Vor einigen Jahren wurde das Gebäude zu City-Loft-Wohnungen umgebaut.