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Was wird aus der Altersvorsorge?

Von Stefan Melichar

Analysen

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Dass die kapitalmarktfinanzierte Altersvorsorge in einem Jahrzehnt voller Finanz- und Börsenkrisen nicht in die Gänge kommen kann, ist keine Überraschung. Unverhoffterweise gerät durch das Sparpaket der Regierung und die Teilverstaatlichung der Volksbanken AG (ÖVAG) das System aus betrieblicher und privater Zukunftsvorsorge nun aber in Bewegung.

Vom bisherigen Modell der geförderten Privat-Zusatzvorsorge hat sich die Regierung einigermaßen verabschiedet: So wird die Förderung halbiert. Auf ÖVP-Seite hat Vizekanzler Michael Spindelegger bereits Finanzministerin Maria Fekter beauftragt, sich zu überlegen, wie die "zweite und dritte Säule" der Altersvorsorge - anders als bisher - attraktiver gestaltet werden können. Die SPÖ hat diesbezüglich zuletzt Präferenzen für Veranlagungslösungen nach dem Vorbild von Lebensversicherungen erkennen lassen (geringere Ertragschance, aber dafür eine gewisse Wertgarantie). Die Debatte steht aber ganz am Anfang.

Deutlich mehr Luft erhalten - als Nebeneffekt der ÖVAG-Rettung - hingegen die Pensionskassen, die Firmenpensionen verwalten. Um noch heuer seine Budgetlücke schließen zu können, erfüllt der Bund eine zentrale Forderung der Kritiker dieses Systems: Pensionskassenberechtigte, die aufgrund zu optimistischer Verträge ihre Ertragserwartungen enttäuscht sahen, können eine Steuerbegünstigung in Anspruch nehmen. Dabei wird ihr Kapital in der Pensionskasse sofort mit einem reduzierten Steuersatz besteuert, die Auszahlung erfolgt später steuerfrei. Dadurch sollen dem Bundesbudget einmalig zumindest 400 Millionen Euro zufließen - vielleicht aber auch mehr.

Die Pensionskassen können hoffen, dass die lautstarken Seniorenvertreter mit ihrer Kritik nun verstummen. Gleichzeit wird das System in Richtung mehr Flexibilität und Sicherheit reformiert. Bei der Veranlagungsstrategie lotet man auch neue Wege aus.

Zum Verlustgeschäft für den Staat könnte die Einmalbesteuerung übrigens etwa ab dem Jahr 2024 werden: Rechenmodelle gehen in der Auszahlungsphase von einem jährlichen Steuerausfall von etwa 50 Millionen Euro aus. Nach gut zwölf Jahren würde das nicht mehr durch die zusätzlichen 625 Millionen Euro aus der erhöhten Bankensteuer kompensiert.

Von der Maßnahme werden übrigens nur Anspruchsberechtigten profitieren, die bereits ihre Pension beziehen oder wenige Jahre vor dem Pensionsantritt stehen. Jüngere Semester müssen sich anderweitig im System orientieren. Auch die 1,5 Millionen Österreicher, die in einer - bald deutlich weniger - begünstigten Zukunftsvorsorge festsitzen, warten gespannt darauf, was der Regierung zur Attraktivierung einfällt.