US-Notenbank Fed will Teuerung killen. Auch Zinsschritte in Europa dämpfen Nachfrage.
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Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) hebt in ihrer Sitzung am Mittwoch den Leitzins um voraussichtlich bis zu 75 Basispunkte an (bis zu Redaktionsschluss dieser Ausgabe war die Zinsentscheidung noch nicht bekannt). Somit würde der Leitzins zwischen 3 bis 3,25 Prozent betragen. Mit der neuerlichen Anhebung, der mittlerweile fünften dieses Jahr und der dritten in dieser Größenordnung, wollen die Währungshüter die Teuerung in den USA bekämpfen. Eine Zusammenfassung der Marktstimmen lässt wohl den Schluss zu, dass die Fed mit diesem "Jumbo"-Schritt eine Rezession erzwingen will, um die Teuerung - auf gut Amerikanisch gesagt - zu killen.
Eine weitere Auswirkung der US-Zinspolitik sind die Reaktionen der anderen Notenbanken, etwa der Europäischen Zentralbank (EZB). "Der Druck auf die EZB steigt", sagt Börsenexpertin Monika Rosen.
Die EZB hatte erst Anfang September den Leitzins auf 1,25 Prozent erhöht. Höhere Leitzinsen bedeuten nicht nur höhere Kreditzinsen für Private und Unternehmen, weil auch Banken ihr Geld bei der EZB teurer einlagern und dies in Form von höheren Kreditzinsen weitergeben. Das macht beispielsweise die Wohnbaufinanzierung und Investitionen teuer. Sie bedeuten auch höhere Zinsen auf dem Sparbuch.
Ebenfalls eine Verbesserung ist, dass Negativzinsen wegfallen, die die Banken ihren Kunden weiterverrechnet haben: Diese hatte die EZB verrechnet, wenn Banken überschüssiges Geld bei der EZB geparkt hatten. Außerdem werden Importe aus dem Ausland, Euroraum ausgeschlossen, und Auslandsurlaube günstiger.
Das Problem der Teuerung kann die EZB aufgrund der vielen Krisen - Russlands Krieg in der Ukraine und hohe Energiepreise - allerdings nicht so einfach angehen wie die Fed.
Die Zinsanhebungen in den USA wirken zeitverzögert. So verweist Rosen auf den robusten Arbeitsmarkt und die gesunkenen Energiepreise in den USA als Folge der höheren Zinsen. Dennoch waren die Erwartungen bei US-Analysten hoch, dass die Inflation stärker zurückgeht - im August sank sie von 8,5 auf 8,3 Prozent.
Hartnäckige Inflation
Analysten verweisen darauf, dass das Inflationsproblem doch hartnäckiger sei, als die Zentralbanken bisher wahrhaben wollten. Fed-Chef Jerome Powell hat Leitzinsen von 3,0 bis 3,5 Prozent als "moderat restriktives Niveau" bezeichnet, wobei die Wirtschaft bereits leicht gebremst wird. Dabei wird es laut Fed-Direktor Chris Waller aber nicht bleiben, berichtet Reuters: Der Leitzins müsse auf ein Niveau steigen, das die Güternachfrage in der Wirtschaft deutlich zügele. Die Fed sei zu entschlossenem Handeln bereit, um die Inflation wieder auf den Zielwert von zwei Prozent zu drücken.
Die Frage werde sein, was nach dieser Zinsanhebung passiere - ob der Leitzins irgendwann einmal wieder gesenkt werde oder es bei einem hohen Niveau bleibe, sagt Rosen. Fed-Chef Powell hatte erst jüngst bekräftigt, dass die Aufgabe der Fed noch nicht erfüllt sei. Zugleich dämpfte er Erwartungen, die Fed könnte die Zinszügel in näherer Zukunft lockern.
Trotz steigender Rezessionsgefahr in vielen Währungsräumen drängt auch die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), eine Art Zentralbank der Zentralbanken, auf weitere kräftige Zinserhöhungen, um die Inflation zu drücken wie Reuters meldete. Das machen sie auch: Erst am Dienstag hob die schwedische Notenbank den Leitzins um 100 Basispunkte auf 1,75 Prozent.