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Washingtons Politik gegen Nordkorea unter Druck

Von Herbert Winkler

Politik

Washington - Die nukleare Herausforderung Nordkoreas stellt die Politik der USA gegenüber dem kommunistischen Staat auf den Prüfstand. Mehr und mehr fragen sich Asien-Kenner, ob Präsident George W. Bush mit der kategorischen Ablehnung direkter Verhandlungen auf die richtige Karte setzt. Während sein Vorgänger Bill Clinton mit einer Kombination von Zugeständnissen und Forderungen Pjöngjang international einzubinden versuchte, will Bush keine Konzessionen mehr machen.


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"Wir werden einer Erpressung nicht nachgeben", betonte Außenministeriums-Sprecher Phil Reeker. "Die internationale Gemeinschaft wird keinen Dialog aufnehmen als Antwort auf Drohungen und gebrochene Versprechen." Außenminister Colin Powell steht in engem Kontakt mit seinen Amtskollegen in Russland, China, Japan, Südkorea, Großbritannien und Frankreich, um die diplomatische Front zu versteifen.

Mit seiner Haltung habe der Republikaner die in Washington bisher vorherrschende Philosophie auf den Kopf gestellt, sagte der Asien-Experte Gordon Flake der "Los Angeles Times". Während die Clinton-Administration das Regime in Pjöngjang für unberechenbar gehalten habe, glaube Bush, dass die Nordkoreaner rational genug seien, um keinen "Selbstmord" zu riskieren. Wenn diese Einschätzung falsch wäre, könnte das Ergebnis katastrophal sein. Die liberale "New York Times" gab dem Präsidenten in einem Leitartikel den Rat, die Absage an Verhandlungen zu überdenken. Es sei zwar verständlich, dass er schlechtes Benehmen nicht belohnen und anderen Ländern signalisieren wolle, die Verletzung von Abmachungen gegen die Weiterverbreitung von Massenvernichtungswaffen könne einträglich sein. Aber Verhandlungen allein bedeuteten noch keine Politik der Anpassung. Und eine starre Weigerung helfe nur Nordkorea, das geschickt einen Keil zwischen Washington und das kooperationswillige Südkorea treibe. Wie beim Irak, so lautet die Argumentation, würde mehrFlexibilität auch die Verbündeten im Ernstfall eindeutig auf die Seite der USA ziehen. Sie würde ferner die explosive Lage nicht weiter in Richtung auf eine bewaffnete Auseinandersetzung treiben, die niemand will, auch Washington nicht.