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Wasser des Lebens

Von Andreas Rauschal

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Mit Sex lässt sich bekanntlich alles verkaufen - wie derzeit auch eine TV-Werbung erklärt, in der ein Rudel junger Menschen erotisiert im Park herumlungert und zügig zur Orgie zu schreiten gedenkt. Worum geht es hier gleich noch mal? Ah ja, Mineralwasser, oh du Stoff, aus dem das Leben ist!


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Der natürlich eh gelungene Spot unterbrach in der feiertäglichen TV-Ödnis am Donnerstag dann auch einen Film, bei dem junge Menschen sich wiederum mit einem Problem konfrontiert sehen: Michael Glawoggers Komödie "Nacktschnecken" aus dem Jahre 2004 erzählt die Geschichte einer Handvoll Studenten, die an der gemeinhin unterschätzten Herausforderung scheitern, einen unter dem Gebot größtmöglicher Professionalität stehenden Amateurporno zu drehen. Die zarteste Versuchung, seit es die Menschheit gibt, ist bekanntlich nicht der Sex, sondern das Geld. Das solchermaßen in Aussicht Gestellte führt auch hier zu einem klassischen Fall nicht nur latenter Selbstüberschätzung. In Zeiten von Youporn und der Selbstverständlichkeit des privaten Akts als öffentlichem Gut zur allgemeinen Erleichterung wird gemeinhin darauf vergessen, dass in Formaten wie "Wa(h)re Liebe" - wer erinnert sich? - Genrestars von ihrem Beruf stets als "hartem Job" sprachen. Siehe auch: "So kann ich nicht arbeiten!" Bei "Nacktschnecken" geht allerdings schon alles schief, bevor überhaupt noch gedreht werden kann. Wo die Wasser des Lebens sprudeln sollten, fließen am Ende doch nur die Tränen.

Ohne Geld, aber wieder um eine Erfahrung reicher behält ein zwischenmenschlicher Klassiker aber auch hier seine ewige Gültigkeit. Er lautet: "Aber lass uns Freunde bleiben!"