Wind und Wasser kämpfen ums Geld. Während die Windkraft in Österreich boomt, will die Wasserkraft einen größeren Teil vom Förderkuchen. Der burgenländische Stromversorger Bewag ist dank großzügiger Öko-Unterstützung von 7,8 Cent pro kW/h innerhalb eines Jahres zum größten Windparkbetreiber geworden. Die geplante Änderung des Ökostromgesetzes bereitet | Bewag-Vorstand Hans Lukits wenig Kopfzerbrechen, da das heimische Ausbauprogramm schon diesen Herbst abgeschlossen sein wird. Damit sind seine Windräder nicht betroffen.
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Keine Freude mit der massiven Windkraftförderung hat die Tiroler Wasserkraft. Vorstand Bruno Wallnöfer hält sie, "weil ökonomisch nicht sinnvoll, für volkswirtschaftlich schädlich. Die Förderung für Wind muss reduziert werden. Da wird das Geld der Kunden fehlgeleitet." Stattdessen verlangt er mehr Geld für die Wasserkraft.
Lukits kann dieser Sichtweise naturgemäß wenig abgewinnen, im Gegenteil. Er hält das Ökostromengagement seines Unternehmens für volkswirtschaftlich sehr wohl sinnvoll. Denn es würde eine erkleckliche Zahl von regionalen Unternehmen von der Investitionstätigkeit profitieren.
Die Bewag hat über ihre Tochter, die Austrian Wind Power (AWP), mittlerweile 250 Mio. Euro in Windparks mit insgesamt 120 -rädern investiert. Dafür werden jährlich 41 Mio. Euro an Förderungen kassiert. Der attraktivste Standort ist die Parndorfer Platte, dort sind alle verfügbaren Flächen von der AWP besetzt worden. Die burgenländische Landesregierung war dabei sehr hilfreich, denn es wurde eigens für Windräder ein neues Raumplanungsverfahren eingeführt.
Nach Abschluss aller Bauarbeiten liegt die installierte Leistung in Österreich bei 350 MW. Die Kosten dafür belaufen sich auf insgesamt 420 Mio. Euro. Von den Ausgaben fließen knapp 90% ins Ausland, da es in Österreich keine Hersteller gibt. Im Burgenland wären bisher mindestens 25 Mio. Euro geblieben, der Wirtschaftsimpuls dieses Betrages beläuft sich laut AWP-Controller Mathias Moser jedoch immerhin auf 125 Mio. Euro.
Lukits will jedoch sein Engagement nicht nur auf das Burgenland begrenzen. Auch in Niederösterreich werden demnächst knapp 20 Räder aufgestellt. Im Ausland sollen ebenfalls Windparks errichtet werden. Im Visier sind Tschechen, die Slowakei, Ungarn und Kroatien. "Es gibt überall eine Form der Ökostromförderung." Heuer sei in Ungarn ein diesbezügliches Gesetz in Arbeit. "Wenn es passt, werden wir eventuell gemeinsam mit einem lokalen Stomversorger in eine Anlage mit 50 MW Leistung investieren." Die Bewag plant im Ausland 120 Mio. Euro für 100 MW locker zu machen.
Wenig kooperativ zeigte sich Niederösterreich. Durch das neue Raumordnungsgesetz wurde der Windkraftausbau rapide gestoppt. Obendrein wird eine einjährige Vogelstudie als Vorleistung von den Betreibern verlangt. Aufgrund dieser administrativen Hemmnisse können nun fast 60% der Projekte nicht mehr umgesetzt werden, das betrifft 50 Räder. Das ist auch ein Schlag für den niederösterreichischen Stromversorger EVN, denn dieser hatte ein Umspannwerk für 200 MW geplant. Jetzt muss die EVN umplanen.
Die Wasserkraft-Spezialisten Verbund und Tiwag wettern schon seit einiger Zeit gegen den heftigen Windkraftausbau. Der Verbund beklagt vor allem die hohen Kosten, die für die Ausgleichsenergie notwendig werden, da Windstrom nicht gleichmäßig produziert werden kann. Weiterer Kritikpunkt: Wind überlaste die Leitungen.
Ins selbe Horn stößt die Tiwag, das Problem Ausgleichsenergie wurde im Ökostromgesetz übersehen, sollte aber in der Novelle berücksichtigt werden. Wallnöfer hält nichts von Strom aus Wind, er hat auch nicht vor, nur einen Cent in diese "ökonomische Unsinnigkeit" zu investieren. Sein Unternehmen hatte ein Studienprojekt am Brenner geplant. "Ich hab' es aber sofort eingestellt. Schließlich kann ich nicht Wasser predigen und Wein trinken," meint der geschickte Lobbyist in Sachen Wasserkraft schelmisch.
Er fordert, wie auch der Verbund, eine Reduktion der Windkraft, gleichzeitig aber größeres Augenmerk auf "die nachhaltigste aller Energieerzeugungsarten". Sein Vorschlag zur besseren Strukturierung: Getrennte Fördertöpfe für Wind, Biomasse und Kleinwasserkraft. Die Wasserkraft brauche zusätzliche Unterstützung der öffentlichen Hand: Das alte Förderregime sollte für alle Anlagen bleiben, auch mache es Sinn, Anlagen mit mehr als 10 MW Leistung zu unterstützen.