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Wasser zum halben Preis

Von WZ-Korrespondentin Simone Schlindwein

Politik
Wasser und Entwicklung hängen ganz eng zusammen. Szene aus dem ugandischen Kiboga.
© Schlindwein

Eine bessere Wasserversorgung ist für Uganda entscheidend. Österreich wirkt hier mit.


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Kampala. Nuru Mirembe steht mit ihrem Wasserkanister vor dem Brunnen Schlange. Täglich marschiert die Uganderin zwei Mal über drei Kilometer zur dieser Wasserstelle, um rund 40 Liter zu holen: zum Kochen, Putzen, Waschen. 200 Schillinge (etwa fünf Cent) bezahlt die Mutter von fünf Kindern aus dem kleinen Ort Kiboga im Herzen Ugandas dafür täglich: "Das kann ich mir leisten, auch wenn ich arm bin", sagt sie.

"Mit unserem Projekt würde sie nur die Hälfte des Preises bezahlen", sagt Sonja Hofbauer. Die Österreicherin arbeitet seit sieben Jahren als Beraterin für Ugandas Wasserministerium im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit. Uganda und Österreich sind schon lange eng verbandelt: Im Wirtshaus "Zum Grünen Jäger" im niederösterreichischen Unterolberndorf plante 1985 in einem geheimen Treffen der heutige Präsident Ugandas, Yoweri Museveni, den Sturz des Diktators Milton Obote. Mittlerweile ist Museveni seit 30 Jahren an der Macht - und Österreich gilt immer noch als enger Partner, vor allem im Wassersektor.

Heute, Dienstag, ist Weltwassertag, der dazu dient, Bewusstsein zu schaffen, wie prekär die Wasserversorgung in vielen ärmeren Ländern ist. Um die Lage in Uganda zu verbessern, ist Österreich dort mit seinem Projekt seit 1996 engagiert. Angefangen hat das mittlerweile landesweite Unternehmen im Südwesten des ostafrikanischen Staates: auf den grünen Almen am Fuße des Ruhenzori-Gebirges mit den schneebedeckten Gipfeln, erzählt Hofbauer. Dort hatte Uganda ähnliche Herausforderungen zu meistern wie Österreich: Wie lässt sich Wasser von einer Quelle die Berge hochpumpen, bis dorthin, wo es benötigt wird?

Zwölffacher Ertrag

Mittlerweile unterstützt das mit vier Millionen Euro budgetierte Projekt die Wasserversorgung in zahlreichen Kleinstädten Ugandas, so auch in Kiboga, wo Nuru Mirembe wohnt. Ingenieure fanden hier jüngst die ertragreichste Grundwasserquelle im Land.

Nun steht Dominic Kavutse, ein Kommissar des ugandischen Wasserministeriums, mit Vertretern des Gemeinderats von Kiboga auf einer Baustelle neben dem frischen Bohrloch. Im Hintergrund türmen Bauarbeiter blaue Plastikrohre auf einen Haufen, die jetzt quer durch Kiboga verlegt werden müssen. Bis zu 900 Haushalte sollen an Wasser- und Abwasser angeschlossen werden, rund 20.000 Menschen. "Wir rechnen mit einer Bevölkerung von bis zu 50.000 Einwohnern im Jahr 2030, aber selbst dafür ist die Quelle noch ausreichend, in rund zehn Stunden pumpen wir über eine Million Liter Wasser", sagt Kavutse und schaut zufrieden einen Hügel hinauf: Dort oben thront ein gewaltiger Wassertank. Der Ertrag dieser Quelle verzwölffacht den derzeitigen Wasserertrag in der Gemeinde: "Wasser ist wesentlich für die Entwicklung unseres Landes, für unsere Wirtschaft und für die Gesundheit der Bevölkerung", sagt Kavutse und spricht voller Begeisterung vom "vertrauensvollen Verhältnis" mit den österreichischen Partnern.

Sonja Hofbauer steht neben Kavutse. Die beiden kennen sich, Hofbauer hat ihr Büro im Wasserministerium. Gemeinsam mit ihrem österreichischen Kollegen berät sie Kavutses Abteilung. Die Erfahrung hat die promovierte Ingenieurin aus ihrer Heimat mitgebracht: "Wir setzen auf nachhaltige Konzepte im Bereich Betrieb und Wartung", sagt sie und nennt ein Beispiel: Mithilfe von Entwicklungsgeldern aus Wien wurde eine Datenbank aufgesetzt, in die über 1000 kleine Wasserbetriebe Ugandas vor Ort ihre Daten eingeben. Das Wasserministerium kann auf dieser Grundlage die Kosten für Wartung und Erneuerung langfristig planen.

Speziell ist auch, dass in Uganda die Abwasserversorgung gleichzeitig mit ausgebaut werde, erklärt Hofbauer. "Eine Gemeinde muss stark mithelfen und sicherstellen, dass ein Großteil der Haushalte eine Latrine hat, bevor wir den Wasserhahn aufdrehen." Dieses Prinzip habe gewährleistet, dass sich auch die sanitären Bedingungen und damit die Gesundheit der ländlichen Bevölkerung enorm verbessern.

13 Euro für Anschluss

Auch Nuru Mirembe, die mit ihrem Wasserkanister am Brunnen steht, hat jetzt eine Latrine im Garten, bestätigt sie. Ob sie sich jedoch einen Wasser- und Abwasseranschluss für Zuhause leisten mag, darüber zuckt sie die Schultern. "Ich habe gehört, der ist teuer", sagt sie. Umgerechnet rund 13 Euro müsste sie dafür bezahlen - doch dafür würde sich der Wasserpreis für sie halbieren. Lohnt sich das langfristig nicht? Sie zuckt erneut zögerlich mit den Schultern. Die Ingenieurin Hofbauer kennt das Problem: Für arme Familien in Uganda sei es schwierig, sich einen kleinen Betrag anzusparen, womit man am Ende des Monats die Wasserrechnung bezahlt. Viele geben deswegen lieber täglich Geld für teures Wasser aus und stellen sich nach wie vor am Brunnen an.