Herstellung von Wasserstoff ist noch immer viel zu teuer. | Reykjavik. Island galt bisher als größte Hoffnung in puncto Wasserstoff-Erzeugung. Der neue Treibstoff, der künftig fossile Stoffe ersetzen soll, wird in anderen Ländern zumeist aufwendig und teuer aus Öl oder Gas hergestellt. Dabei wird viel Kohlendioxid freigesetzt.
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Wasserstoff kann aber auch - immer noch teuer - durch Elektrolyse von Wasser gewonnen werden. Doch derzeit steckt diese extrem stromintensive Produktionsart noch in den Kinderschuhen. Island ist dabei Pionier, da es Strom sehr günstig in großen Geothermie- und Wasserkraftwerken herstellen kann. Hier werden für Westeuropa die größten Mengen des künstlichen Sauber-Kraftstoffs erzeugt. Zudem haben Ölkonzerne bereits für Versuchsfahrzeuge Wasserstoff-Tankstellen eingerichtet.
Bisher wurde die Insel wegen ihres Nationalplans zur Herstellung von Wasserstoff allseits beneidet und gelobt. Laut dem Plan sollen Diesel und Benzin beide machen 25 Prozent des gesamten Energieverbrauchs aus in dreißig Jahren durch Wasserstoff ersetzt werden. Die kühnen Erwartungen erleiden jedoch durch die Aussagen des Direktors der isländische Energiebehörde, Thorkell Helgason, sowie des Chefingenieurs im Industrieministerium, Andres Svanbjornsson, einen gewaltigen Dämpfer.
Beide lassen aufhorchen: "Es gibt keinen Nationalplan für Wasserstoff." Derzeit werde zwar die Forschung forciert, von einem Ersatz für Öl oder Gas könne aber noch lange keine Rede sein - auch wenn einige Linienbusse, Autos und Schiffe mit Wasserstoff angetrieben werden.
"Es hat keinen Sinn, etwas einzufordern, das nicht wirtschaftlich ist. Wasserstoff ist trotz des Ölrekordpreises noch immer viel zu teuer," erklärt Helgason. Außerdem existiere noch kein Markt. Die hohen Kosten für jene zum Großteil in Norwegen erzeugten Fahrzeuge oder Geräte, die mit Wasserstoff betrieben werden können, sind für die Energie-Experten ebenfalls Hemmschuhe.
"Erst wenn der Ölpreis massiv steigt und die Fahrzeugkosten sinken, sind wir bereit, auf Wasserstoff umzusteigen," lässt Helgason wissen. Dann allerdings, davon ist er überzeugt, werden die Isländer die ersten sein, die auf den Wasserstoff-Zug aufspringen.