Watchgroup kann im Gegensatz zum Werberat keine Sanktionen aussprechen.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 12 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Wien. Nach Graz und Salzburg hat sich auch in Wien eine Watchgroup gegen geschlechterdiskriminierende Werbung formiert. "Sexistische Werbung ist keine Frage des Geschmacks, sondern hat massive Auswirkungen auf das Körpergefühl von Frauen", sagt die Wiener Stadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ). Mit der Initiative will die rot-grüne Stadtregierung sensibilisieren und Bewusstsein für das Thema schaffen.
Entdeckt jemand Werbung, die Frauen abwertend oder sexualisiert darstellt oder Frauen und Männer auf Klischees reduziert, kann er das auf www.werbewatchgroup-wien.at beanstanden. Die Gruppe beurteilt das Sujet und leitet die Beschwerde an den Werberat weiter, der zur Sensibilisierung oder zum Stopp der Kampagne aufrufen kann. Kritik am Projekt, das von der Frauenabteilung der Stadt Wien (MA 57) betreut wird, kommt von ÖVP-Wien-Frauensprecherin Barbara Feldmann: Sie betont, dass es bereits den Werberat gibt. "Es braucht kein weiteres Gremium, das sich dieser Aufgabe annimmt."
Werberat stoppt Holzwerbung mit nackter Frau
Der Werberat steht für die freiwillige Selbstkontrolle der Werbewirtschaft, diese Selbstregulierung reicht der Watchgroup aber nicht aus. Ziel der Gruppe ist ein gesetzliches Verbot von sexistischer Werbung. Im Gegensatz zum Werberat, der für Wirtschaftswerbung zuständig ist, will sich die Watchgroup auch um Kampagnen von NPOs und politischen Parteien kümmern.
Sexismus war auch Anlass für die meisten Beschwerden beim Werberat in diesem Jahr sowie 2011. Der Werberat zieht hier seit November 2011 den Anti-Sexismus-Beirat, bestehend aus zwei Experten des Frauenministeriums, hinzu. Heuer wurde der einzige Stopp bisher für eine Kampagne eines Villacher Holzhändlers ausgesprochen. Das Sujet zeigt eine nackte Frau, die ihre Brüste mit den Händen bedeckt. Der Slogan: "Wir haben jede Menge Holz ...". Damit "Ausrutscher, die oft nicht bewusst passieren, reduziert werden", will der Werberat künftig Werbetreibende gezielter informieren, sagt Werberat-Präsident Michael Straberger. Klein- und Mittelbetrieben fehle oft die Sensibilität und das Wissen über Spielregeln, die bei der Gestaltung von Werbung zu beachten sind.