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Henry Waxman kann ein dickes Dossier als parlamentarischer Ermittler in den USA vorweisen. Derzeit beschäftigt er sich mit dem BP-Skandal.
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Auf den ersten Blick wirkt Henry Waxman unauffällig und ungefährlich. Er ist klein - 1,65 Meter -, hat eine Glatze, graues Haar, grauen Schnurrbart und schaut gutmütig drein. Doch hinter dieser Fassade verbirgt sich einer der einflussreichsten liberalen Abgeordneten der USA und wahrscheinlich der Parlamentarier, den man am wenigsten zu seinen Feinden zählen möchte. Denn wenn dem Anwalt einmal etwas nicht koscher vorkommt, so verbeißt er sich darin und lässt nicht locker, bis die Angelegenheit geklärt ist.
Derzeit befasst er sich als Chef des Energie- und Handels-Ausschusses im Repräsentantenhaus mit dem BP-Skandal, was bei manchem Verantwortlichen ein mulmiges Gefühl in der Magengrube hinterlassen wird.
Einen Namen als gnadenloser Aufklärer machte er sich bereits Mitte der 90er Jahre. Da zerrte er die Firmenchefs der Tabakindustrie vor den Kongress, wo diese über die gesundheitlichen Folgen des Rauchens Rede und Antwort stehen mussten. Als diese aussagten, dass Nikotin nicht süchtig mache, bestand Waxman darauf, sie unter Eid zu stellen, was sie im Falle von Falschaussagen strafbar machte.
Sogar Baseball-Spieler mussten sich wegen der Einnahme von Steroiden vor ihm und dem Kongress verantworten. Lange Zeit war Waxman der höchstrangige Demokrat im Regierungsreform-Ausschuss.
Nachdem im Jahr 2007 die Republikaner die Mehrheit im Parlament verloren hatten, avancierte er zum Chef des Ausschusses, der von da an auch offiziell den Zusatz Aufsichts-Ausschuss erhielt. Waxman machte es sich sodann zur Aufgabe, die Missetaten der noch amtierenden Regierung von George W. Bush anzuprangern. Er erzwang die Herausgabe der geheimdienstlichen Berichte, mit denen der Irak-Krieg gerechtfertigt wurde. Ebenso untersuchte er die Affäre um Valerie Plame. Die Frau eines Regierungskritikers war vermutlich aus Rache als Spionin enttarnt worden. Waxman zwang das FBI Abschriften vorzulegen, die auch geheime Gespräche von Bush und seinem Vizepräsidenten Dick Cheney beinhalteten. Dies führte letztlich zur Verurteilung von Cheneys Stabschef Lewis Libby.
Waxman war zudem mit dem Skandal um die schadhaften Gaspedale bei Toyota befasst, die dutzende amerikanische Staatsbürger das Leben gekostet haben.
Wer sich aufgrund dieser Referenzen einen finsteren, verbissenen Ostküstler erwartet, ist auf dem Holzweg, denn Waxman kommt aus dem sonnigen Staat Kalifornien. Als Abgeordneter repräsentiert er die dortige Hautevolee in Washington. Zu seinem 30. Bezirk gehören unter anderem Hollywood, Malibu, Beverly Hills und Teile von Los Angeles.
Mit dem Amtsantritt Barack Obamas als Präsident wechselte er in den Energie- und Handelsausschuss, wo er maßgeblich an der Ausarbeitung der Gesundheitsreform beteiligt war.
Die Kraft, das Richtige zu tun, schöpft er eigenen Aussagen zufolge aus seinem profunden mosaischen Glauben. "Im Judentum geht es darum, richtig zu handeln", sagte er einmal in einer Rede. "Die jüdischen Werte Menschenrecht, soziale Gerechtigkeit und Chancengleichheit sind Synonym für die amerikanischen Werte und diesen stehen meiner Meinung nach die Demokraten näher."