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Wien. Heute schon geblogt? Der Chic, der vor zehn Jahren vom Internet-Zugang ausging, umgibt heute die Weblogs. An die 50 Millionen gibt es angeblich schon - eine grobe Schätzung, denn die Internet-Tagebücher erscheinen schneller, als die Datenbanken sie indizieren können. In der Mehrzahl kann man die Texte wahrscheinlich als spontane und beliebige Meinungsäußerung abhaken. Oft erreichen sie allerdings eine Qualität, die sie zu vollwertigen und schonungslos kritischen Informationsquellen eines "Journalismus von unten" machen. Bleibt die Frage, wie sich dieses ungestüme neue Medium fürs Berufsleben zähmen lässt.
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Zunächst einmal sind Blogs eine einzigartige Informationsquelle, die man sich gesammelt über sogenannte RSS-Feedreader auf den eigenen Desktop laden kann. Es gibt kaum ein Thema, zu dem nicht etwas in Blogmanier erscheint. Juristische Weblogs brachten es sogar schon zu einer eigenen Gattungsbezeichnung - sie heißen Blawgs, eine Zusammensetzung aus Blog und Law.
In den USA haben große Konzerne wie Apple, Microsoft oder IBM schnell den Nutzen eines ungezwungenen, aber dennoch professionellen Talks erkannt und ihre Mitarbeiter zum Führen von Weblogs ermutigt. Mitunter plauderten die Angestellten mehr aus, als den Bossen lieb war - im Großen und Ganzen haben die Firmen-Blogger der Kundschaft jedoch neue Zugänge und Sichtweisen auf ihre Unternehmen eröffnet. Nach einer Umfrage des Wirtschaftsmagazins Capital wollen nun auch europäische Konzerne Weblogs massiv auf ihren Homepages einsetzen.
Auch für kleinere und mittlere Unternehmen bietet das Format einige Chancen. Schwellenangst braucht man keine zu haben: Das Anlegen eines Weblogs im Internet geht auf den etablierten Blog-Plattformen schnell vonstatten. Mit ein paar Mausklicks zimmert man sich aus Fertigteilen ein individuelles Layout. Die übrige Blog-Funktionalität - Feedback-Formular, Hyperlink-Verwaltung, RSS-Einbindung - bekommt man fix und fertig dazu.
Will man die Kommunikationsform nützen, um auf die eigenen Waren oder Dienstleistungen aufmerksam zu machen, sollte man sich allerdings Gedanken über Strategie, Stil und die Erwartungshaltung seiner Leser machen: Ungehemmtes Marktgeschrei kann schnell Proteste auslösen. In der Blogosphere von AON, dem Internet-Access-Betreiber der Telekom, ist Reklame ausdrücklich unerwünscht. Weblogs sind sozusagen Selbstgespräche ihrer Verfasser, gerade den besten eignet ein eher leiser, feinzüngiger Duktus. Wegen der geforderten Güte wird die Bloggerei zunehmend ein Betätigungsfeld für Profis - immer mehr Firmen bieten im Internet ihr einschlägiges Know-How an.
Zutaten für den technischen Selbstversuch findet sich im Internet en masse: Weblog-Software gibt es in allen erdenklichen Varianten für alle Plattformen. Ihr Aktionsradius beschränkt sich längst nicht nur auf weltweite Internet-Auftritte. Auch innerhalb von Firmen-, Vereins oder Gruppengrenzen verspricht die Kommunikationsform, für die neben kurzen, prägnanten Statements auch Netzwissen in Form von Links und eine unkomplizierte Feedback-Möglichkeit charakteristisch sind, neue Chancen: Die typischen Informationsprobleme in Projekten lassen sich mit einem erzählerischen Ansatz möglicherweise leichter in Wohlgefallen auflösen als mit den mechanischen Ernst, der von klassischer Projekt-Software ausgeht. Und das viele Wissen, das sich in individuellen Email-, Bookmark- und Textverzeichnissen ansammelt, wird in beiläufig mitgeteilten Linklisten davor bewahrt, unbemerkt in den Tiefen der Festplatten zu verschwinden.
Mehr:
- "Wikipedia":http://de.wikipedia.org/wiki/Weblog
- "FAQ":http://stefanbucher.net/weblogfaq/
- "Meinungsmacher":http://www.meinungsmacherblog.de/
- "Das KMU-Blog":http://www.kmu-blog.de/
- "Können Sie auch Altweiß?":http://www.kampagnenstart.de/2005/05/24/konnen-sie-auch- - - altweiss
- "Blog-Software 1":http://unblogbar.com/software/
- "Blog-Software 2":http://plasticthinking.org/wiki/WeblogSoftware
- "Weblog-Anbieter":http://www.plasticthinking.org/wiki/WeblogAnbieter