Mit der Einberufung des ersten Parteitags seit Jahrzehnten hat Nordkoreas Führung einen Machtwechsel eingeleitet. Das Politbüro der Kommunistischen Partei werde Anfang September zusammentreten, um seine Führungsspitze zu wählen, berichtete die amtliche nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 14 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Der Parteitag ist erst der dritte seit der Staatsgründung 1948. Beobachter messen dem Treffen hohe Bedeutung bei, da womöglich Kims jüngster Sohn, der 27 Jahre alte Kim Jong-un, offiziell für die Nachfolge an der Staatsspitze nominiert wird. "Während dieser Konferenz wird der Norden Kim Jong-un voraussichtlich den offiziellen Status als Thronanwärter zuerkennen", sagte der südkoreanische Politikprofessor Kim Yeon-chul der Nachrichtenagentur AFP. Bisher habe die Kommunistische Partei lediglich in den 50er und 60er Jahren jeweils einen Parteitag abgehalten.
Nordkorea-Experte Yang Moo-jin rechnet damit, dass Kim Jong-un hinter verschlossenen Türen zum Nachfolger seines inzwischen 68 Jahre alten Vaters gekürt und dies erst 2012 verkündet wird. In dem Jahr hätte Kim Jong-ils Vater und Staatsgründer Kim Il-sung seinen 100. Geburtstag gefeiert, der in dem international isolierten Land immer noch als "großer Führer" verehrt wird. Bis 2012 wollte Nordkorea einen erfolgreichen sozialistischen Staat aufbauen.
Nach Einschätzung von Yang bildet der Parteitag den Abschluss einer Reihe von Umstrukturierungen in Armee, Partei und Regierung. In den vergangenen zwölf Monaten gab es eine Reihe personeller Veränderungen im einflussreichen Nationalen Verteidigungsrat, der von Kim Jong-il geleitet wird, sowie im Kabinett.
Laut Kim Yong-hyun von der Dongguk-Universität ist der Parteitag die erste Großveranstaltung der Kommunistischen Partei der Arbeit seit 1980. Damals war Kim Jong-il vor allen Mitgliedern offiziell zum Nachfolger seines Vaters Kim Il-sung erklärt worden. Auch er erwartet eine bedeutende Umstrukturierung in der Parteiführung "zur Vorbereitung für eine mögliche Nachfolge".
Spekulationen über die Nachfolgeregelung Kim Jong-ils halten sich hartnäckig, seit der nordkoreanische Machthaber laut Medieninformationen im August 2008 einen Schlaganfall erlitt. Nach südkoreanischen Angaben kommt seinem 27-jährigen Sohn eine immer größere Rolle in der Politik des Nordens zu. Südkoreas Geheimdienstchef Won Sei-hoon sagte am Donnerstag vor dem Parlament in Seoul, die Vorbereitungen zur Machtübergabe an Kim Jong-un würden wegen des schlechten Gesundheitszustands seines Vaters beschleunigt. So begleite Kim Jong-un seinen Vater oft auf Reisen durch das Land.
Isoliertes Land
Nordkorea ist wegen seines Atomprogramms und seiner Menschenrechtspolitik international isoliert. Die Spannungen mit Südkorea waren erst am Freitag wieder deutlich geworden, als sich beide Länder zum 60. Jahrestag des Beginns des Koreakrieges gegenseitig Provokationen vorwarfen. Mit dem Untergang der südkoreanischen Korvette Cheonan am 26. März, bei dem 46 Matrosen starben, haben sich die Spannungen verschärft. Eine internationale Untersuchung ergab, dass das Schiff von einem nordkoreanischen Torpedo versenkt wurde. Pjöngjang bestreitet hingegen jegliche Verwicklung.