Der österreichische Aktienmarkt hat sich zu Beginn des zweiten Quartals zunächst weiterhin tapfer gegen die Entwicklung der internationalen Börsen zu wehren versucht, ist aber zunehmend in deren Sog geraten. Damit musste der heimische Markt die vorgegebenen Wechselbäder zwangsläufig mitmachen - hielt sich aber im Vergleich relativ gut.
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In den ersten beiden Tagen der Berichtswoche zeigte das Kursbarometer nach unten, wobei der ATX um 1,4% zurückgegangen ist. Die nachfolgende Befestigung brachte ein kräftiges Plus im Wiener Leitindex, der am Donnerstag sogar um rund 1% über dem Vorwochenschluß gelegen war. Gerade in dieser Phase wurde klar vor Augen geführt, wie sehr die Entwicklung der Aktienmärkte derzeit von Meldungen einzelner Unternehmen beeinflußt wird. So teilte der weltweit zweitgrößte Computerkonzern Dell mit, daß er an seinen Umsatz- und Gewinnprognosen festhalten werden. Die Technologiebörse Nasdaq reagierte tags darauf mit einer Kursexplosion von nahezu 9%, wovon auch alle übrigen Märkte profitierten. Bei den Marktteilnehmern wächst damit die Hoffnung, daß schon bald ein Ende der schlechten Gewinnprognosen abzusehen ist.
In Europa scheint man dem Frieden aber noch lange nicht zu trauen. Dies zeigte sich ganz deutlich am Freitag, als die europäischen Märkte dem kräftigen Plus der Wall Street nicht gefolgt sind. Im Einklang mit der europaweiten Schwäche hat auch der Wiener Aktienmarkt Federn lassen müssen und ist knapp unter das Niveau vom Ende der Vorwoche gerutscht.
Der ATX schloß die erste Aprilwoche mit 1.181,83 Zählern, was im Wochenabstand ein leichte Minus von 0,4% bedeutet. Bemerkenswert dabei ist aber, daß die Wiener Börse seit Jahresbeginn noch immer ein Plus von 10% aufweist und damit alleine auf weiter Flur steht. Lediglich Madrid und Sydney können noch einen hauchdünnen Anstieg vorweisen. Der für Wien alle Aktien umfassende WBI ist im Wochenabstand mit 488,17 Punkten so gut wie unverändert geblieben. Obwohl der österreichische Aktienmarkt im Einfluß der internationalen Börsen gestanden ist, hat er sich verhältnismäßig gut gehalten. Der Dow Jones Stoxx wie auch der DAX der Deutschen Börse haben im Wochenverlauf rund 2% eingebüßt.
Besser als die internationalen Wachstumsbörsen haben sich auch die im ViDX abgebildeten österreichischen wachstums- und technologieorientierten Aktien entwickelt. Während sich der Frankfurter Neue Markt um rund 9% abgeschwächt hat, verlor der ViDX nur 3% und schloß die Woche mit 932,42 Punkten. Den fünf Kurserhöhungen standen sieben Rückgänge gegenüber, während drei Notierungen unverändert blieben.
Der ATX-Markt wurde in der Berichtswoche vor allem durch den massiven Kursverfall von Libro (-17,9%) in Mitleidenschaft gezogen. Die Investoren vermissen bei Libro die Strategie für die Internettochter lion.cc, weshalb sich für die Aktie keine Phantasie ergibt. In Marktkreisen wird darüber gesprochen, daß Libro dringend einen geeigneten Partner benötigt, um aus dem Tief wieder herauszukommen. Ebenfalls stark unter Druck stand die Aktie des Wasseraufbereiters BWT, die um 9% gefallen ist. Libro und BWT waren auch hauptverantwortlich für das schlechtere Abschneiden des ViDX. Positiv in Erscheinung getreten sich Head, CyberTron, BETandWIN.com, Böhler-Uddeholm, EVN und OMV, die sich zwischen 2,5% und 5% verbessern konnten.
Im B-Segment der Wiener Börse standen den festen Bau Holding (+6,1%), Palfinger (+4,7%) sowie Do & Co (+3,6%) die nachgebenden stage1.cc (-4,2%) sowie Feratel und UIAG (jeweils minus 3,8%) gegenüber.
Bei den Small-Caps stürzten die Titel der Vogel & Noot Holding um rund 20% ab. Ebenfalls sehr schwach waren Inku (-16,9% und Lauda Stamm (-10,4%). Positiv aufgefallen sind insbesondere Mautner Markhof mit einem Anstieg um 11,9%.
Werner M. Szabó ist Redakteur der Zeitschrift "bankundbörse"