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Wechselwillig wäre jeder 12. Kunde

Von Veronika Gasser

Wirtschaft

Seit neuen Monaten gibt es auch für Haushalte die Möglichkeit, ihren Stromversorger zu wechseln. Mit unterschiedlichen Marketing-Aktivitäten treten die Gesellschaften auf den Markt, um ihren Strom zu bewerben - doch nur mit mäßigem Erfolg. Die Bereitschaft der Haushalte zum Wechsel hält sich in Grenzen. Ein günstiger Preis ist der alleinige Überzeugungsfaktor.


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Die Stromregulierungsbehörde (E-Control) müht sich redlich, auch den sogenannten "kleinen Stromkunden" einen Wechsel des Versorgers schmackhaft zu machen. Allein in den letzten neun Monaten, seit der totalen Marktöffnung, haben erst 50.000 Haushalte, das sind 1 bis 2%, ihren Stromlieferanten gewechselt, berichtete E-Control-Chef Walter Boltz gestern.

Doch dabei darf es seiner Meinung nach nicht bleiben, er hofft auf regere Wechselfreudigkeit der Haushaltkunden, gibt aber gleichzeitig zu, dass Strom nicht unbedingt besonders "sexy" sei. Noch dazu stimme der Mindestservice meistens. Boltz ist trotz allem weiterhin zuversichtlich, dass noch ein enormes ungenütztes Potential vorhanden ist. Sein Ratschlag an die Stromversorger: "Sie müssen ihr Marketing aktivieren, denn ein Drittel der Haushalte kennt keine Alternative." Laut neuester OGM-Umfrage planen immerhin 8% einen Wechsel, dabei spielt ein günstigerer Preis die entscheidende Rolle. Die jährlichen All-inclusive-Preise betragen laut E-Control für einen Haushalt mit 3.500 kWh Jahresverbrauch zwischen 446 und 582 Euro und für einen 6.000-kWh-Haushalt zwischen 736 und 948 Euro. Die Vorarlberger seien mit der VKW besonders begünstigt, auch die Innsbrucker Stadtwerke hätten niedrige Preise.

Am teuersten sei derzeit die Bewag, sie führt im Preis-Ranking vor Steweag/Steg, Energie AG und Salzburg AG. Bei den mittelgroßen Kunden liegt die Bewag vor den Grazer Stadtwerken und der EAG. Das Einspar-Potential wäre in Klagenfurt und Linz am größten: Dort kämen kleinere Haushalte bei einem Wechsel um 6% billiger davon. In Wien sei die EnergieAllianz-Tochter switch der billigste Anbieter. Beschwerden gibt es, 16% der gewechselten Haushalten wurden "von ihrem alten Stromlieferanten mit künftig unsicherer Versorgung bedroht." Der Regulator ortet deshalb in den Unternehmen noch Schulungsbedarf, denn "manche Mitarbeiter hätten die Liberalisierung nicht verkraftet".