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Korosec will der Wiener SPÖ Skylink-Debakel vorhalten. | Migration: Klare Position zwischen Rot und Blau "eine Herausforderung". | "Wiener Zeitung": Sie sind seit kurzem Politikmanagerin der Wiener ÖVP und sollen den Wien-Wahlkampf koordinieren. Auf welche Themen werden Sie denn setzen? | Ingrid Korosec: Wahlkampfleiter wird Landesgeschäftsführer Norbert Walter sein, ich werde aufgrund meiner langen Erfahrung mithelfen. Es gibt etliche Bereiche, wo viel Geld ausgegeben wurde, das man anderswo besser einsetzen hätte können: Stichwort Ronacher, Pratervorplatz, Krankenhaus-Nord. Wir wollen den Wienern zeigen, wie es mit der ÖVP viel besser gehen könnte.
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Auch der Bauskandal um den Wiener Flughafen sorgt für Schlagzeilen. Wollen Sie den Skylink auch im Wahlkampf aufgreifen?
Na selbstverständlich, das gehört aufgeklärt. Das tut man ja in Wien so gerne - alles zudecken und mauern. Wir sind auch sofort dafür eingetreten, dass beim Flughafen der Rechnungshof prüfen soll.
Muss man da nicht fürchten, dass auch die ÖVP-NÖ Schaden erleidet, die ja genauso mit drin hängt?
Wenn man Politik wirklich ernst nimmt, ist es die Aufgabe, die Dinge schonungslos aufzuzeigen.
Welche Rolle wird das Thema Zuwanderung spielen? Da gab es in der Vergangenheit in der Stadt-ÖVP immer Schwierigkeiten mit einer einheitlichen Linie.
Die Linie ist sehr klar: Zuwanderung ist notwendig, aber es gibt Rechte und Pflichten. Die muss man sehr klar formulieren. Da hat die SPÖ jahrzehntelange Versäumnisse - es war immer nur die Rede von den vielen Rechten und dass Deutschkenntnisse nicht notwendig seien.
Kann die ÖVP da mit ihrer Position überhaupt Gehör finden - zwischen den Extremen SPÖ und FPÖ?
Das ist sicher eine Herausforderung. Wer zu uns kommt, ist willkommen, wenn Pflichten und Rechte eingehalten werden. Wir sind keine Hetzer - aber wir sind auch keine Träumer.
Es gab Kritik daran, dass Sie nun in der Partei wieder eine bedeutendere Rolle spielen. Was sagen Sie zu jenen, die sie für zu alt dafür halten?
Da kann ich nur lächeln. Kritiker gibt es immer, ich sehe das durchaus sportlich. Es ist eine dienende Aufgabe in der Partei.
Man hört, dass es zwischen SPÖ und ÖVP jetzt schon Absprachen gibt, bei welchen Themen man sich im Wahlkampf nicht weh tut. Dafür werde dann koaliert .. .
Es wird immer so viel gehört - ich höre das nicht.
Aber eine Regierungsbeteiligung streben Sie schon an?
Natürlich, eine Partei will gestalten und Wahlen gewinnen. Verhandlungen werden definitiv erst nach der Wahl stattfinden.
Aber die ÖVP ist die erste Wahl, wenn die SPÖ 2010 die Absolute verliert, wovon viele derzeit ausgehen?
Das müssen Sie den Bürgermeister fragen!
Das war jetzt kein Dementi! Würde es Sie reizen, in einer Koalition einen Stadtrat-Posten anzunehmen?
Ich denke, das sollen die Jüngeren machen.
Würden Sie noch einmal fünf Jahre im Gemeinderat anhängen?
Wenn es im Sinne der älteren Generation ist, die ich vertrete, dann ja.
Sie haben in Ihrer langen Laufbahn viel erlebt - in Bundes- wie Landespolitik. Sind die von Ihnen oft kritisierten Zustände in Wien nicht eher der Normalfall?
In einer Demokratie müsste vieles anders sein als in Wien, wo die Arroganz der Macht herrscht. Wenn jemand so lange allein regiert wie die SPÖ, ist von Demokratie an sich nichts zu spüren. Die SPÖ glaubt, Stadt Wien ist gleich SPÖ, obwohl sie nur 29,8 Prozent der Stimmen aller Wahlberechtigten hat.
Bürgermeister Häupl hat einst von der "Demut der Macht" gesprochen. Gibt es die nicht auch?
Er hat nur davon gesprochen, die Taten sehen anders aus.
Haben Sie ein Beispiel?
Die vergangene Psychiatrie-U-Kommission: Da wurde nur das Allernotwendigste zugelassen; ansonsten wurden etwa Zeugen und Angehörige ausgeschlossen. Die SPÖ ist eine Partei, die keine Kontrolle duldet.
In anderen, ÖVP-regierten Ländern gibt es nicht einmal U-Kommissionen als Minderheitenrecht.
Aber so ist es eigentlich nur ein Pro-Forma-Minderheitenrecht. Wenn es hart auf hart geht, hat die Opposition keine Chance mehr.
Hätte es etwas genutzt, wenn am Ende der Psychiatrie-Kommission Stadträtin Sonja Wehsely abgetreten wäre?
Rücktritte sind Momentaufnahmen. Da braucht es eine andere Geisteshaltung, denn nach wie vor gibt es keine Psychiatriereform.
Würde da die ÖVP in einer Koalition nicht mitgerissen?
Eine Regierungsbeteiligung hätte sicher nur dann Sinn, wenn es Möglichkeiten für eine andere politische Kultur gibt.
Zur Person
Die Stationen von Ingrid Korosec (68): Gemeinderätin (1983-1986 und seit 2001), Nationalratsabgeordnete (1986-1995), ÖVP-Generalsekretärin (1991-1995) und Volksanwältin (1995-2001).