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"Ich hab schon wieder mein Burgtheater-Wahlabo verfallen lassen." Es sind durchaus kulturaffine Menschen, aus deren Mund man solches hört. Liegt es an den pandemischen Unwägbarkeiten? Eh auch. Aber mit dem Nachsatz "Ich hab einfach nichts gefunden im Programm." Ein hartes Urteil und doppelt prekär, weil, wie sich nun zeigt, die Bühnen nach wie vor hart mit Zuschauerschwund kämpfen. Manchen fehlen immer noch die Touristen, wie den Konzerthäusern, manchen fehlen möglicherweise potente Gäste aus Russland, die aus bekannten Gründen etwa nicht die Staatsoper besuchen. Manchen könnte die Altersstruktur ihrer Abonnenten zum Problem gereichen nach zwei Jahren der Übersterblichkeit, etwa dem Theater in der Josefstadt. Die Gründe sind mannigfaltig, das Theater an der Gumpendorfer Straße sieht sogar, dass der Wegfall der Maskenpflicht mehr Zuschauer abspenstig gemacht als zurückgeholt hat.
Die bittere Wahrheit ist womöglich, dass die Corona-Zeit nur ein schon länger bestehendes Problem klarer konturiert hat. Oder eine Entwicklung beschleunigt hat. Auf der einen Seite hat sich die Debattenkultur radikalisiert, auf der anderen Seite hat sich die Art, wie man Geschichten erzählt haben will, geändert, der Wille, sich belehren zu lassen, ist geschrumpft und nicht zuletzt sind die Ausweichmöglichkeiten üppig. Manchen ist vielleicht die Widerspenstigkeit der Kunst einfach zu viel in diesen herausfordernden Zeiten. Aber, wer, wenn nicht Künstler, sollte die Kreativität haben, auf diese Fragen Antworten zu finden.