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Weg mit der Synchronisierung

Von Bernhard Baumgartner

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Man kann über RTL2 sagen, was man will, aber wie man mit edler Hochglanz-Ware aus Hollywood umgeht, weiß man dort. So wurde der Start der preisgekrönten HBO-Serie "Game of Thrones" am Freitag mit einem Triple-Feature im Hauptabend zelebriert. Von 20.15 bis 23.25 dauerte das Fantasy-Gemetzel, in dem wohl kaum ein Tier vorkommt, dem nicht einmal ein Blutschwall aus der frisch durchtrennten Kehle gurgelt. So weit, so roh. Warum man immer noch darauf besteht, sogar die Namen von Figuren einzudeutschen und aus dem "Lord Snow" einen "Lord Schnee" macht, versteht man wohl auch nur in Köln. Protagonist Edd Stark blieb das Schicksal vermutlich nur deshalb erspart, weil sein Name schon deutsch ist.

Ist es nicht sowieso an der Zeit, das Unwesen der Synchronisation endlich in den Mülleimer der TV-Irrtümer zu entsorgen? Brauchen wir heute wirklich noch mit schlechten Synchronstimmen eingedeutschtes Material? Schließlich gibt es Serien, bei denen durch die Eindeutschung mit sprichwörtlicher Gründlichkeit auch noch der letzte Humor aus den Dialogen getilgt wurde - die "Gilmore Girls" sind so ein Beispiel dafür. Ist es nicht besser, deutsche Untertitel anzubieten, für den Fall, dass jemand wirklich der Originalsprache so weit unmächtig ist, dass er dem Geschehen nicht folgen kann? Schließlich machen das die skandinavischen TV-Anstalten seit Jahren so - völlig klaglos übrigens. Das wäre einmal ein sinnvolles Spar-Potenzial - und so erfüllt dann auch eine Blut-Oper letztlich einen Bildungsauftrag.