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"Weg von diesem Kleingartenzirkus"

Von Brigitte Pechar

Politik
Schilcher: Umsetzung rasch und gleichzeitig. Foto: bmukk

Ein Besoldungs- und Dienstrecht für alle Lehrer. | Nur noch ein Schulerhalter statt drei. | Wien. Die Schul-Expertenkommission legte am Mittwoch in einer Pressekonferenz ihren Zwischenbericht vor. Während sich der erste im November vorgelegte sich allein mit der Neuen Mittelschule beschäftigt, präsentiert der zweite auf 118 Seiten Modelle der gesamten Schulorganisation.


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Wichtig sei, dass die preußisch-habsburgische Schule endlich überwunden wird, sagte Kommissions-Vorsitzender Bernd Schilcher. Credo des Berichts sei, dass jedes Kind ganz bestimmte Talente und Fähigkeiten habe. Diese gelte es, zu entdecken und zu fördern: "Wir müssen die Schüler da abholen, wo sie ihre Interessen und ihre Neugier haben."

Die Experten schlagen daher Reformen auf allen Ebenen vor. Die Verwaltung soll vereinheitlicht werden: Schulerhalter (derzeit Gemeinden, Land, Bund) soll künftig der Bund sein. Die Gesetzgebung obliegt dem Bund, die Verwaltung den Ländern. Derzeit gebe es Doppelverwaltungen mit bis zu 250 Personen in den Ländern. "Österreich ist zu klein, um sich diesen Kleingartenzirkus leisten zu können", sagt Schilcher.

Auch die Lehrerausbildung soll gemeinsam erfolgen, Dienstrecht und Besoldungssystem für Lehrer sollen vereinheitlicht werden.

Obwohl die Kommission in einer Hinsicht einem Zentralismus frönt, will sie andererseits viele bunte Blumen sehen: Die Schulen selbst sollen nämlich nur Zielvorgaben erhalten. Wie sie den Unterricht gestalten, welche Schwerpunkte sie setzen, bleibt ihnen überlassen. Außerdem sollen sich die Direktoren ihre Lehrer aussuchen können. Die Auswahl der Direktoren soll durch ein Gremium erfolgen.

Wichtig ist der Kommission, dass die Kinder früher mit der Schule beginnen, vor allem in Hinblick auf den hohen Migrantenanteil (300.000, ein Viertel aller Schüler). Auch das Angebot an den Schulen soll erweitert werden: um Werkstätten, Theater, Sport und Naturtwissenschaften.

Vor allem soll der Unterricht verändert werden: Die reine Wissensvermittlung soll ein Ende haben. "Das Fehler-Suchen gehört weg", sagt Schilcher. Eine neue Lerntheorie müsse Einzug halten.

Das alles, so der Wunsch der Kommission, soll gleichzeitig und vor allem rasch erfolgen. Und da das neue Lernen und das größere Angebot mehr Zeit erfordern, plädieren die Experten für Ganztagsschulen. "Schule als Lebens- und Lernraum ist nur möglich, wenn sie ganztägig ist", sagt Schilcher. Zumindest mittelfristig sollte es nur noch Ganztagsschulen geben.

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