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Am 4. Februar ist Weltkrebstag. Im Wiener Rathaus gibt es Rat und Infos.
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Wien. Hat vor einigen Jahren eine fortgeschrittene Krebserkrankung noch das sichere Todesurteil bedeutet, so führen heute bessere therapeutische und diagnostische Möglichkeiten zwar nicht notgedrungen zu einer Heilung, wohl aber zu mehr Lebenszeit - vielfach mit besserer Lebensqualität. In Österreich sind es jährlich rund 40.000 Menschen, die mit der Diagnose Krebs konfrontiert werden. Viele Patienten leben zwei- bis dreimal länger als früher. Der Akutbedrohung folgt damit immer häufiger eine chronische Langzeiterkrankung, wie Experten am Dienstag im Vorfeld des am kommenden Samstag (4. Februar) stattfindenden Weltkrebstages betonten.
Krebs ist so komplex, dass man sich in der Behandlung nur schrittweise herantasten kann. Während konventionelle Chemotherapeutika häufig auch gesunde Zellen angreifen und entsprechende Nebenwirkungen verursachen, wirkt die neue Generation von Zytostatika gezielter gegen Krebszellen.
Vor allem die personalisierte Therapie wird in Zukunft eine große Rolle einnehmen. Molekularbiologische Untersuchungen erleichtern dabei die Auswahl der Therapie für den einzelnen Patienten. Es wird nicht mehr die Gesamterkrankung - zum Beispiel das Prostatakarzinom - als Ziel herangenommen, sondern die Charakteristika der einzelnen Tumorzellen.
Die Erfolge der Medizin sprechen eine deutliche Sprache: So überleben etwa Patienten mit B-Zell-Lymphomen heute im Durchschnitt 91 statt 37 Monate vor rund zehn Jahren. Bei Brustkrebs hat sich die durchschnittliche Überlebenszeit bei fortgeschrittener Erkrankung von 22 auf 58 Monate erhöht. Auch bei Nierenkarzinomen und Dickdarmkrebs kann mit einer Verdoppelung der durchschnittlichen Überlebenszeit gerechnet werden.
"Dieses lange Überleben von Patienten stellt uns vor ausgesprochen große Herausforderungen. Hier ist eine neue Solidarität mit Kranken zu fordern", betonte der Onkologe Christoph Zielinski von der Medizinischen Universität Wien. An oberster Stelle der von ihm im Jahr 1999 gegründeten Initiative "Leben mit Krebs", steht das Ziel, die Patienten so umfassend zu informieren, dass sie letzten Endes zu mündigen Partnern werden.
Kosten oft überschätzt
"Dank intensiver präklinischer Forschung und effektiv durchgeführter Studien sind wir in der Lage, unseren Patienten innovative Therapien zur Verfügung zu stellen", erklärt Zielinski. Und der Zugang zu neuen Krebsmedikamenten und die Beteiligung österreichischer Forscher an klinischen Studien zu Arzneimitteln in diesem Bereich sowie eigenständige Forschungsbemühungen müssen weiter vorangetrieben werden, erklärt der Experte.
Die Kosten dafür würden in der öffentlichen Diskussion oft überschätzt. Die Behandlungskosten für Krebs betragen insgesamt 1,2 Milliarden Euro - das sind 11,1 Prozent der Gesamtspitalsausgaben. 17,7 Prozent, also 210 Millionen Euro, entfallen auf Krebsmedikamente - das sind lediglich 1,1 Prozent der gesamten Gesundheitsausgaben in Österreich. Spitalspflege, Pflege zu Hause und soziale Unterstützung verursachen demnach die größten Kosten in der Versorgung von Krebspatienten. Nicht zuletzt auch mit Hilfe von Rehabilitationsmaßnahmen sollen Krebspatienten in Zukunft wieder besser in den Alltag, aber auch in das Arbeitsleben integriert werden, was gleichzeitig auch eine Reduktion der Pflegemaßnahmen bedeuten könnte.
Die Wiener Onkologin Gabriele Kornek, Präsidentin der Initiative "Leben mit Krebs", betont, dass den Patienten und Angehörigen umfassende seriöse Information zukommen müsse. Vor allem das ungefilterte Datenmaterial im Internet würde massiv zu "Verschreckung, Verunsicherung und Verängstigung führen".
Verzicht auf das Rauchen, Reduktion von Übergewicht und regelmäßige Bewegung wären die wichtigsten Präventionsmaßnahmen in Sachen Krebs, erklärte der Wiener Gynäkologe Paul Sevelda, Präsident der Österreichischen Krebshilfe. Als "trauriges Kapitel" bezeichnete er den Umstand, dass in Österreich die Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs (Humanes Papilloma-Virus - HPV) noch immer nicht öffentlich unterstützt werde. Mittlerweile gebe es in der Forschung sogar schon Hinweise darauf, dass das HP-Virus auch für Tumore im Hals-Nasen-Ohren-Bereich verantwortlich sein könnte, erklärte Sevelda.
Als positiven Schritt in der Früherkennung sieht der Mediziner das 2013 in Österreich anlaufende Brustkrebs-Screeningprogramm. Ziel ist, 70 bis 80 Prozent der Österreicherinnen zu einer Mammografieuntersuchung bewegen zu können. In weiterer Zukunft soll auch ein Darmkrebs-Früherkennungsprogramm organisiert werden. Derzeit arbeitet das Gesundheitsministerium an der Formulierung einer Gesamt-Krebsstrategie für Österreich.
Leben-mit-Krebs-Infotag
Samstag, 4. Februar, von 11 bis 17 Uhr im Wiener Rathaus
Eintritt frei
Website Leben mit Krebs