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Vergangene Woche präsentierte das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) seine Studie "Knappheit an Arbeitskräften", der zufolge - wie berichtet - bis 2005 bei einem mittelfristigen Wirtschaftswachstum von 2,5% in Österreich insgesamt 165.000 Arbeitskräfte fehlen. Die Sozialpartner haben dazu unterschiedliche Lösungsvorstellungen geäußert.
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So will der Sozialdirektor der Arbeiterkammer (AK), Georg Ziniel, den ermittelten Arbeitskräftebedarf decken, indem jetzt nicht Beschäftigte in den Arbeitsmarkt eingegliedert werden.
Arbeitslose beschäftigen, Frauen fördern, Frühpensionierungen eindämmen
Um die Lücke am Arbeitsmarkt zu schließen, will der AK-Experte Arbeitslosen wieder eine Beschäftigung verschaffen, vermehrt Frauen eine Erwerbschance bieten und die jetzt 45- bis 50-Jährigen länger im Arbeitsprozess halten, wie Ziniel in einer "ZiB3"-Diskussion mit Reinhold Mitterlehner, stv. Generalsekretär der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), sagte. Grundsätzlich tritt auch Mitterlehner dafür ein, diese Gruppen für den Arbeitsmarkt zu gewinnen. Darüber hinaus sollten aber auch etwa 35.000 Jobs mittelfristig durch Zuwanderer besetzt werden. Einig waren sich beide, dass in Österreich Aufenthaltsberechtigte auch eine Beschäftigungserlaubnis haben sollten. Laut Ziniel leben 50.000 Menschen legal in Österreich, die hier nicht arbeiten dürfen. Für diese Gruppe, etwa Ehefrauen von hier arbeitenden Ausländern oder deren Kinder, sollte der Lehrlings- und Arbeitsmarkt geöffnet werden.
Bei der Präsentation der Wifo-Studie forderte Mitterlehner von Wirtschaft und Politik ein allgemeines Umdenken. Qualifizierungsmaßnahmen müssten an oberste Stelle stehen. So könnten bereits in die kommenden KV-Verhandlungen im Herbst Anreize zur Weiterbildung eingebaut werden. Grundsätzlich, so Wifo-Experte Ewald Walterskirchen, sei ein kontinuierliches "Upgrading" der aktiven Bevölkerung notwendig. Die Steigerung der Beschäftigungsquote älterer Arbeitskräfte auf das Niveau der frühen 70er Jahre würde ein zusätzliches Potenzial von rund 200.000 Arbeitskräften bringen. Daher müsse es zu einer weiteren Anhebung des Frühpensionsalters kommen, so Mitterlehner. In der EU soll die Erwerbsquote der 55- bis 64-Jährigen bis 2010 auf 50% angehoben werden - dies würde das Arbeitskräfteangebot in Österreich um rund 220.000 erhöhen. Langfristig sei der Zuzug ausländischer Arbeitskräfte nämlich keine Lösung, räumte Mitterlehner ein.
In einer Aussendung forderte ÖGB-Präsident Fritz Verzetnitsch einen Expertengipfel zur Behebung des Fachkräftemangels mit Sozialpartnern, Arbeitsmarktservice, Bildungspolitikern, Wirtschaftsforschern und der Bundesregierung. Er plädiert für einen finanziellen Ausgleich zwischen ausbildenden und nicht ausbildenden Betrieben: "Damit werden jene Betriebe gefördert, die viel in die Ausbildung der Jugendlichen investieren." Eine wichtige Rolle komme darüber hinaus der Weiterbildung und Umschulung der MitarbeiterInnen in den Betrieben zu, so Verzetnitsch.