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Wegen Uni-Bonds wurde Weihnachten nebensächlich

Von Wolfgang Zaunbauer

Politik

Bawag: Anleihen durften nicht in | Bilanz aufscheinen. | Treasury-Chef: Geschäfte sollten nicht bekannt werden. | Wien. Am 27. Tag im Bawag-Prozess standen am Montag einmal mehr die sogenannten Uni-Bonds im Mittelpunkt. Mit diesen 350-Millionen-Dollar-Anleihen sollten ab 2000 alle bisher angefallenen Verluste (mehr als eine Milliarde Euro) in sechs Jahren wettgemacht werden. Dass dies an sich unmöglich war, erläuterte der Ex-Leiter der Wertpapierabteilung (Treasury) der Bawag, Thomas Hackl.


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Laut Hackl hätte es sich bei dem Investment um eine Veranlagung mit sieben verschiedenen Risikostrategien handeln sollen. Dass damit etwas "zurückverdient" werden sollte, sei ihm, so der frühere Treasury-Chef, allerdings nicht klar gewesen, da er von den Verlusten gar nichts gewusst habe. Um diese zu egalisieren hätten die Uni-Bonds eine jährliche Rendite von 30 Prozent abwerfen müssen. Laut Hackl wären jedoch höchstens acht Prozent möglich gewesen.

Hackl war in der Bawag Flöttls Ansprechpartner. Tatsächlich habe seine Abteilung aber nur als Abwickler fungiert, ohne irgendwelche Entscheidungsbefugnis. Das sei alles direkt aus dem Vorstand gekommen, so Hackl.

Umstrukturierung

Dies würde auch erklären, weshalb viele Informationen am Treasury-Chef vorbei gingen. Etwa als im Herbst 2000, als auch dieses Investment im Scheitern begriffen war, die monatlichen Meldungen Flöttls über die Entwicklung des Portfolios ausblieben: Damals wandte sich Hackl an Ex-Bawag-Chef Helmut Elsner, der ihm mitteilte, die Flöttl-Geschäfte würden umstrukturiert. Zu diesem Zweck flog Hackl Ende Dezember 2000 mit Bawag-Generalsekretär Peter Nakowitz nach Israel.

Dort sollten die Uni-Bonds in sogenannten Repo-Geschäften vorübergehend an israelische Banken verkauft werden. Dadurch wären die Anleihen aus der Bilanz herausgefallen. Auf die Frage, weshalb die Bonds in der Bilanz nicht aufscheinen sollten, meinte Hackl, vermutlich damit die Flöttl-Geschäfte nicht bekannt würden. Als die israelischen Banker mehr über die - mittlerweile wertlos gewordenen - Anleihen wissen wollten, zog die Bawag ihre Anfrage zurück.

Stattdessen landeten die Uni-Bonds in einem Fonds. Dieser musste innerhalb kürzester Zeit aufgestellt werden. Um sich über den Stand des Fonds zu informieren, rief Elsner Hackl sogar am Weihnachtstag 2000 gleich dreimal an. Hackl dazu: "Wenn der Generaldirektor etwas wollte, dann war Weihnachten erstmal nebensächlich."

Sein reges Interesse an diesem Fond erklärte Elsner damit, dass wegen dem Bilanztermin Hektik geherrscht habe. Mit den Geschäften an sich habe er aber nichts zu tun gehabt.