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Kaum waren die Grenzen im Heiligen Land offen, wurden sie auch schon wieder geschlossen.
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Die Lichter an den Christbäumen auf dem Krippenplatz in Bethlehem, im christlichen Viertel Jerusalems und vor der orthodoxen Verkündigungskirche in Nazareth sind feierlich entzündet worden. Wer sich in diesen Tagen im Heiligen Land nach Weihnachtsstimmung sehnt, kann zwischen mehreren Adventbasaren wählen. Die Hoffnung aber, dass sich im zweiten Advent unter Corona endlich auch wieder ausländische Gäste unter die Feiernden mischen, hat sich nicht erfüllt. Denn das Einreiseverbot für Ausländer wegen der Pandemie-Entwicklung wurde bis zum 29. Dezember verlängert.
Mehr als 4,5 Millionen Touristen, davon 358.000 allein im Dezember, sah Israel im Rekordjahr 2019. Dann kam die Pandemie - und mit ihr niemand mehr ins Land. 20 Monate später, am 1. November 2021, öffnete sich das Land erneut und unter hohen Auflagen für Gäste aus dem Ausland. "Gruppen- und Individualtourismus begannen sich langsam zu erholen", so das israelische Tourismusministerium. Die Freude war kurz: Die Omikron-Variante sorgte dafür, dass die Grenzen wieder geschlossen wurden.
Die Folgen der Grenzschließungen für ausländische Touristen sind weitreichend. Bis ins Frühjahr hinein werden geplante Reisen storniert. "Eine Hiobsbotschaft, nach der Entwicklung der letzten Wochen ein vollkommen unerwarteter Schock", so der Rektor des Österreichischen Pilger-Hospizes in der Jerusalemer Altstadt, Markus Bugnyar. Auch wenn er die Entscheidung der Regierung letztlich für richtig hält: Für Pilgerhäuser wie das Hospiz sei die Situation "existenzbedrohend".
Von einem "echten Rückschlag" spricht auch der Leiter des Gästehauses des Deutschen Vereins vom Heiligen Lande in Tabgha, Georg Röwekamp. Statt der mit der Öffnung verbreiteten positiven Grundstimmung herrsche nun "Verunsicherung und das Gefühl, dass es wieder schwieriger wird". Der in Jaffa geborene und in Deutschland aufgewachsene Reiseleiter Uriel Kashi teilt diese Einschätzung. Er maße sich nicht an, die Regierungsentscheidung zu beurteilen. "Für den Tourismus ist sie aber katastrophal, denn sie sendet das Signal, dass es keine Planungssicherheit gibt."
In Palästina wurde die Nachricht über die Grenzöffnung Anfang November "wie ein Wunder" aufgenommen, sagt Touristenführer Muhaned Assaf aus Wadi Fukin östlich von Bethlehem. Entsprechend groß war der Omikron-Dämpfer für die Weihnachtshoffnungen auf eine Rückkehr zu etwas Normalität. Selbst den für ihre ausdauernde Hoffnung bekannten Palästinensern gehe langsam die Luft aus, meint Assaf. "Wie es weitergeht, weiß hier noch keiner", glaubt auch Nabil Giacaman. Der Christ aus Bethlehem verkauft traditionelles Kunsthandwerk, "momentan vor allem im Versandhandel". Bisher hat sich die Familie damit ganz gut über Wasser gehalten, aber planen könne man "nur noch von Monat zu Monat".
Besserung zu Ostern?
Mit einer Normalisierung oder gar einer Rückkehr des Touristenbooms von Vor-Corona-Zeiten rechnet vorerst niemand mehr. Während man in Tabgha hauptsächlich mit israelischen Gästen einen neuen Markt erschließt, geht Reiseleiter Kashi einen anderen Weg. Sein "virtueller Tourismus", etwa im Rahmen von Online-Vorträgen oder virtuellen Führungen, sei in Deutschland gut angekommen, nicht zuletzt durch eine Sehnsucht der Menschen, im Lockdown neue Orte kennenzulernen.
Einen Vorteil hat das Heilige Land jedoch gegenüber dem Rest der Welt, wie die palästinensische Tourismusministerin Rula Maajaa zu Adventbeginn betonte: Zur Geburtsstadt Jesu und den anderen Heiligen Stätten gebe es "keine Alternative". Die Lage, hofft Gästehaus-Leiter Röwekamp in Tabgha, könnte sich zu Ostern und dem jüdischen Pessachfest bessern.(kathpress)