Auch Mubarak-Sohn wird in Kairo zum Gottesdienst erwartet. | Strasser fordert EU-Strategie zum Schutz von Christen. | Kairo. Begleitet von einem massiven Polizeiaufgebot feiern die koptischen Christen in Ägypten das orthodoxe Weihnachtsfest. Viele legten schwarze Trauerkleidung an, um an den Terroranschlag auf eine Kirche in Alexandria in der Silvesternacht zu erinnern.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 13 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Papst Benedikt XVI. erklärte sich am Dreikönigstag in Rom mit den koptischen Christen solidarisch. In Österreich verurteilte der Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft, Anas Schakfeh, die Gewalt gegen die Kopten.
Aus dem ägyptischen Innenministerium hieß es, man sei nicht nur auf die Abwehr möglicher Terroranschläge vorbereitet, sondern auch auf mögliche Zusammenstöße zwischen protestierenden Christen und der Polizei. An dem Gottesdienst in der Markus-Kathedrale in Kairo, den Kopten-Papst Shenouda III. leiten wird, will als Gast möglicherweise auch Gamal Mubarak teilnehmen. Der Sohn von Präsident Hosni Mubarak wird als Nachfolger seines Vaters gehandelt.
Die islamische Glaubensgemeinschaft stellte sich demonstrativ auf die Seite der Kopten. "Ich glaube fest, dass die religiöse, ethische und kulturelle Freiheit ein heiliges Gesetz ist", sagte der Groß-Imam der Kairoer Al-Azhar-Moschee, Ahmad Al-Tayyeb, der italienischen Tageszeitung "Corriere della Sera" (Donnerstagsausgabe). Die Terroranschläge richteten sich nicht nur gegen die Christen, sondern gegen die ganze Nation, betonte al-Tayyeb laut Kathpress. Papst Benedikt XVI. schickte vom Petersplatz seine "herzlichen Grüße und besten Wünsche" an die orthodoxen Kopten. "Gottes Güte möge, den Glauben, die Hoffnung und die Barmherzigkeit eines jeden stärken und die geprüften Gemeinden ermutigen", fügte er in seiner wöchentlichen Ansprache hinzu.
Die ägyptische Polizei ließ am Donnerstag in den staatlichen Medien ein grausiges Foto des nur noch teilweise vorhandenen Kopfes des mutmaßlichen Attentäters veröffentlichen, der in der Silvesternacht 23 Menschen getötet hatte. Der schwarzhaarige Mann, dessen Gesicht zur Hälfte weggesprengt worden war, soll etwa 25 Jahre alt sein. Außerdem wurde ein Bild abgedruckt, auf dem ein von Experten der Polizei rekonstruiertes vollständiges Gesicht des Mannes zu sehen ist.
Der frühere Direktor der Ermittlungsbehörde der Polizei von Alexandria, General Refaat Abdulhamid sagte der Zeitung "Al-Sharq Al-Awsat" er gehe davon aus, dass der Anschlag auf die Kirche von zwei Selbstmordattentätern verübt worden sei, die während der Operation von einem dritten Mann Anweisungen erhalten hätten. Die Spurensicherung am Tatort habe gezeigt, dass nicht nur eine Bombe explodiert sei, sondern zwei. Auch mehrere Augenzeugen hatten von zwei Explosionen berichtet.
Polizeischutz auch in Österreich
Verstärkte Sicherheitsvorkehrungen gab es indes auch bei den Feiern zur koptischen Weihnacht in Österreich. In Niederösterreich sollte es zusätzlichen Polizeischutz bei den Feierlichkeiten hunderter Kopten geben, berichtete der ORF. Am Sonntag sollte in der Koptischen Kathedrale in Wien-Donaustadt zudem ein Gedenkgottesdienst für die Opfer des Neujahrsanschlags von Alexandria stattfinden.
Schakfeh verurteilte den Anschlag bei einem Zusammentreffen mit dem Wiener Erzbischof Christoph Kardinal Schönborn am Mittwoch "aufs Allerschärfste". "Was da geschieht, ist gegen die Menschlichkeit", sagte der Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ). Schönborn hatte diesen erstmals mit einer Gruppe von Sternsingern in der Moschee beim Hubertusdamm in Wien-Floridsdorf besucht. Der Wiener Erzbischof meinte, jede Form von Gewalt oder von Tötung von Unschuldigen sei etwas, "was uns aus dem Glauben heraus zutiefst zuwider ist".
Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel betonte, dass der Schutz christlicher Minderheiten "ein zentrales Anliegen" und "ein Kernwert der deutschen Außenpolitik" sei. Der Delegationsleiter der ÖVP-Europaparlamentarier, Ernst Strasser, forderte eine EU-Strategie zum Schutz der Religionsfreiheit in Drittstaaten. Schließlich seien 75 Prozent aller Todesopfer religiös motivierter Gewalt weltweit Christen. "Christen sind die am meisten verfolgte Religionsgruppe der Welt", so Strasser in einer Aussendung am Dreikönigstag. Gefordert sei diesbezüglich vor allem der Europäische Auswärtige Dienst unter der EU-Außenbeauftragten Catherine Ashton.