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Das größte Unglück am montäglichen Fernsehabend, dachte ich, wäre der Herzinfarkt, den Direktor Wenzel Hofer im "Schloßhotel Orth" drehbuchgemäß erleiden sollte. Die Vorankündigung für "Thema" belehrte mich eines Besseren: Das Bild zeigte einen Kran, der einen vor Schmerzen und Todesangst nassgeschwitzten noch lebenden Stier an den Vorderbeinen hängend nach oben hievte und auf einer Ladefläche ablagerte. Dazu ist nichts zu sagen. Vielleicht nur, dass es nicht leicht war, hinzuschauen.
Wem dieses Bild nicht reichte, um den Fernsehabend unerträglich zu machen, der schaute noch ein bisschen auf den verschiedenen Sendern, wie sich die Stimmung in Sachen BSE mittlerweile entwickelt hat. Vom Hessischen Rundfunk über die Nachrichtensendungen des ORF bis hin zum Südtirol-Sender RAI tre hallte es wider: Der Konsument ist verunsichert, die Kosten für die Entsorgung des Tiermehls steigen exorbitant, werden 80 Rinder notgeschlachtet?, was hat bloß der Bauer, dass er nicht mit der Presse reden will?, das Tiermehlfütterungsverbot gilt nicht für Geflügel und Schweine, Kälber werden mit etwas Geheimnisvollem gefüttert, das Milchaustauscher heißt, und wenn Sie Putenwurst kaufen, kann sehr gut Rind drin sein! Wie Europa seine Tiere behandelt, stinkt zum Himmel. Man subventioniert Bauern, die ihre Tiere quälen. Und dann zahlen wir noch für die Beseitigung der Folgen. Man wünscht sich fast, dass statt des Christuskindes, das wir der Jahreszeit gemäß erwarten, ein alttestamentarischer Blitz vom Himmel herunterfahren möge.