Helmut Elsner sieht sich als politisches Opfer. | Flöttl und Zwettler wollen Schaden wieder gut machen. | Wien. Am Freitag soll das Urteil im Bawag-Prozess gesprochen werden. Seit Montag Mittag berät der Schöffensenat über Schuld und Unschuld der neun Angeklagten. Diese hatten zuvor noch die Gelegenheit, eine letzte Erklärung abzugeben.
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Den Anfang machte Ex-Bawag-Boss Helmut Elsner - und den erkannte man zeitweise kaum wieder. Obwohl er sich alle Mühe gab, gefasst zu wirken, bot er das Bild eines gebrochenen Mannes. So sprach er von der schmerzlichen Trennung von Familie und Freunden, von Enkelkindern, die wegen ihres Großvaters am Spielplatz angepöbelt werden und von einer großen psychischen Belastung, wegen der er sehr gereizt sei. "Wenn ich jemanden im Prozess beleidigt habe, tut es mir leid. Aber buddhistische Gleichmut war nie meine Stärke."
Allerdings gab es durchaus auch markige Töne des früheren Top-Bankers, der seit eineinhalb Jahren in Untersuchungshaft sitzt. So erklärt er sich die Attacken von Ex-Aufsichtsratspräsident Günter Weninger gegen seine Person während des Prozesses mit der Angst Weningers vor eben einer solchen Haftstrafe. Aber er sei ihm nicht böse. Verantwortlich für diese Angriffe sei schließlich Weningers Anwalt, der als Plädoyer eine regelrechte Hasspredigt gegen ihn gehalten habe.
Elsner: "Ich hätte 1998 zurücktreten sollen"
Was die Karibik-Verluste angeht, so sieht Elsner die Hauptschuld beim Investmentbanker Wolfgang Flöttl. Dieser habe "alles auf eine Karte gelegt". Sein größter Fehler sei gewesen, dass er Flöttl vertraut habe. Aus heutiger Sicht hätte er damals die Verluste dem Aufsichtsrat offenlegen und zurücktreten sollen.
Elsner führte aus, dass viele große Banken und Unternehmen im Zuge von Finanzkrisen wie der derzeitigen Subprime-Krise Milliarden verloren hätten. Von deren Managern sitze keiner im Gefängnis. Dass er nun hier angeklagt sei, liege nur daran, dass die Bank dem ÖGB gehört habe, so Elsner. Der Ex-Bawag-Boss sieht sich daher als ein politisches Opfer.
Absolut kein Verständnis hat der Ex-Bawag-Chef dafür, dass auch der frühere Generalsekretär Peter Nakowitz und der Wirtschaftsprüfer Robert Reiter angeklagt sind. "Für sie bitte ich um einen Freispruch."
Auf einen solchen kann Elsners Nachfolger Johann Zwettler nicht hoffen, aber auf Milde. Er hat gestanden, Bilanzen gefälscht zu haben. In seinem abschließenden Statement legte Zwettler dar, dass er versuche, Wiedergutmachung zu leisten. Daher habe er auf ein Treuhandkonto einen namhaften Betrag einbezahlt. "Jetzt haben sie die Waage in der Hand."
Nakowitz betonte in seinen Schlussworten erneut, dass er ob seiner Position keine Entscheidungen getroffen habe. Daher "habe ich mir kein strafbares Verhalten vorzuwerfen".
Das selbe behauptete auch Günter Weninger von sich - jedenfalls was den Vorwurf der Untreue angeht (Bilanzfälschung hat auch er zugegeben). Er sei stets davon ausgegangen, dass der Vorstand die Verluste nicht zu verantworten habe. So sei es ihm geschildert worden. Nun habe er jedoch "eine Bank kennengelernt, die ich nicht gekannt habe". Er sei tief enttäuscht, so hinters Licht geführt worden zu sein.
Als "selektiv, falsch oder gar nicht informiert" bezeichneten sich auch die Ex-Vorstände Christian Büttner, Hubert Kreuch und Josef Schwarzecker.
Gar nicht auf die Karibik-Geschäfte ging Investmentbanker Wolfgang Flöttl in seiner Schlussbemerkung ein. Ihm sei es vielmehr "ein besonderes Anliegen, mit der Bawag auf gleich zu kommen." Dies wolle er durch "intensive Arbeit erreichen, wenn mir das Gericht die Basis dazu gibt."
Flöttls Frau zahlt fünf Millionen an das Gericht
Wie diese Basis aussehen könnte, schreibt Flöttls Frau, Anne Eisenhower, in einem Brief an das Gericht. Demnach habe ihr Mann wieder begonnen, einen Teil ihres Vermögens zu verwalten. "Successfully!" Für den Fall, dass ihr Mann auch weiterhin für sie arbeiten kann - er also nicht ins Gefängnis gehen muss -, will Frau Eisenhower drei Jahresgehälter, die Flöttl für die Verwaltung ihres Vermögens bekommt, an das Gericht überweisen - zur Deckung der Gerichtskosten und als Wiedergutmachung. In Summe fünf Millionen Dollar (3,2 Millionen Euro).
Für Staatsanwalt Krakow ein "kreativer Versuch der Wiedergutmachung". Ob es so weit kommt, wird sich am Freitag herausstellen.