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"Jeder wird irgendwann irgendwen kennen, der sich nicht mehr auskennt" - obwohl so nie gesagt (eigentlich war der Hintergrund ein viel ernsterer), ist es zu einer geflügelten Phrase in diesem verrückten Jahr geworden. Und das betrifft nicht nur die zahlreichen Verordnungen, die sich scheinbar widersprechen, im Endeffekt aber alle dasselbe zum Ziel haben, sondern auch den Sport - und damit einen Bereich, der zumindest auf den ersten Blick so streng reglementiert ist wie kaum etwas anderes.
Wo sonst wäre Erfolg oder Misserfolg so einfach messbar als dort, wo es um Meter, Millimeter, Sekunden bis zu Tausendstelsekunden geht? Doch dass das halt längst nicht alles ist, konnte man schon vor dem Auftakt der Vierschanzentournee der Skispringer beobachten. Hatte es am Montag noch geheißen, die Polen dürften aufgrund eines positiven Corona-Tests in ihren Reihen nicht am Auftaktspringen teilnehmen, kam nun am Dienstag die Entwarnung. Nach einer weiteren, negativ ausgegangenen Testreihe durfte Dawid Kubacki die Titelverteidigung in Angriff nehmen und Kamil Stoch auf seinen dritten Titel hoffen. Die Frage, was gilt und was nicht, ist die eine, jene, wieso für Sportler etwas anderes gilt als für andere, die teils auch trotz negativer Tests in Quarantäne müssen, etwas anderes.
Trotzdem kann der Sport für Zerstreuung sorgen, doch das kann er nur, wenn auch die Besten - so lange von ihnen keine Gefahr für die allgemeine Gesundheit ausgeht - antreten können. Ein Nicht-Antreten der Polen hätte die Tournee mit Sicherheit sportlich entwertet, und doch hätte man sich damit abfinden müssen. So lange die Pandemie nicht besiegt ist, wird dies eine Gratwanderung bleiben - und damit zumindest die Erkenntnis, dass es halt auch im Sport nicht nur immer um Sekunden und Millimeter geht.