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Predigende Politiker haben den Beruf verfehlt. Umso mehr, wenn sie in ihren Reden vor dem nahenden Untergang warnen und Gegenwart und unmittelbare Zukunft in den Farben der Apokalypse zeichnen. Das waren einmal die Stilmittel, mit denen die Kirchen ihre Gläubigen bei der Religion zu halten hofften. Das hat erstaunlich lange ganz ausgezeichnet funktioniert, aber irgendwann halt eben nicht mehr. Oder jedenfalls nicht mehr ganz so gut.
Umso verwunderlicher ist die Versessenheit, mit der die Politik der Gegenwart auf diese Strategie setzt. Natürlich nicht nur, aber eben auch in Österreich.
Dabei geht es Land und Leuten, jedenfalls im Vergleich mit anderen, weniger glücklicheren (und auch fleißigeren) Weltregionen hervorragend. Und trotzdem ist der Politik kein negativer Superlativ zu hoch, kein Maßstab zu hoch.
Es ist die Verhältnismäßigkeit, die bei jeder Kritik mit sicherer Hand verlässlich aus dem Ruder läuft. Maßlosigkeit ist das neue Normal, ohne Rücksicht auf Verluste an Kultur und Kinderstube. Und die Schlimmsten sind für jede Seite immer die anderen. Das scheint zur letzten Gewissheit geworden zu sein. Der Standort bestimmt in einem Ausmaß den Standpunkt, dass einem angst und bang werden sollte.
Unter solchen Bedingungen fällt es nicht leicht, den Überblick zu behalten.
Es liegt auf der Hand, dass die Medien einen wesentlichen Beitrag zu dieser fatalen Konstellation geleistet haben. Manche von der angeblich vierten Gewalt im Staat haben es sich zum einträglichen Geschäftsmodell gemacht, einen Zwerg zum Riesen und einen Riesen zum Zwerg zu erklären. Je nach Bedarf und Richtung eben und in vertrauter und vertraulicher Komplizenschaft mit der Politik.
Dass Medien und Parteien nicht füreinander da sind, sondern für die Bürger, ist dabei offensichtlich übersehen worden.
Über die Jahre hat sich diese "Populismusspirale", wie SPÖ-Chef Christian Kern die fatale Dynamik selbstkritisch im Interview mit der "Wiener Zeitung" bezeichnet, perfekt eingespielt. Jeder weiß, wie das Zusammenspiel funktioniert, aber keiner hat ein Rezept, wie sich dieser Mechanismus wieder durchbrechen lässt.
Man muss kein Pessimist sein, um zu vermuten, dass die Politik, insbesondere die österreichische, eher nicht die Kraft haben wird, den Wettlauf mit der Schwarzmalerei und dem Hochjazzen von Feindbildern von sich aus zurückzufahren. Weniger, weil sie nicht wollte, sondern vor allem, weil sie nur Teil eines größeren Ganzen ist. Donald Trump und Viktor Orban sind ebenso Teil davon wie die Sorgen einer Gesellschaft, dass es nur noch schlechter werden kann. So gut, wie es uns jetzt geht.

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